San Pedro del Pinatar/Spanien. Beim Trainingslager des VfL hat ein ganzer Tross von Sponsoren und mitgereisten Fans die Möglichkeit, Spieler und Trainerstab aus nächster Nähe zu beobachten oder mit ihnen gar ins Gespräch zu kommen. Anders als in der 1. Liga gibt es keine so extreme Abschirmung.

Es gibt Fußballclubs, da gleicht das Gesuch nach einem Small-Talk mit einem der Spieler oder Trainer einer Audienz beim Papst. Bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist das so. Bei Bayern München. Auch Dortmund und Schalke gewöhnen sich immer mehr an den Habitus der totalen Abschottung.

Beim VfL Bochum, dem vergleichsweise kleinen Zweitligisten, ist das anders. 25 Spieler, 15 Trainer und Betreuer, knapp 25 Fans, fast 50 Sponsoren wohnen unter einem Dach – im gehobenen Mittelklasse-Hotel Mercure im Trainingslager des VfL in San Pedro del Pinatar, an der Costa Blanca Südspaniens.

"Ein echter Familienverein"

„Mit dem VfL kann man sich noch richtig identifizieren“, sagt Stefan Pemöller von der Druckerei Köten und Lechner, einer der „ganz kleinen“ Sponsoren, wie er meint. „Das ist noch ein echter Familienverein.“

Erstmals seit Jahren bot der VfL wieder eine Sponsoren-Tour an, die ankommt, „die Stimmung“, sagt der mitgereiste Aufsichtsrats-Boss Hans-Peter Villis, „ist richtig gut, die müssen wir mitnehmen“. Mit 50 Teilnehmern ist der Kurztrip so begehrt wie noch nie, obwohl der VfL sportlich selten schlechter dastand. Die emotionale Bindung zum Club aber steigt mit solchen Events – kein unwesentlicher Aspekt im schnelllebigen Fußballgeschäft. „Einmal VfL, immer VfL“, sagt da der bestens gelaunte Gerhard Wagner am Samstagmittag. 62 ist der Verleger („Polpublik“) und seit 57 Jahren treuer Begleiter des Clubs. „Wir bleiben dabei, egal, in welcher Liga wir spielen“, sagt er. Seine Frau Kriemhilde ergänzt: „Das ist bei uns eine Herzblut-Sache.“

„Der persönliche Charakter ist die Stärke des VfL.“

Business-Partner ist Wagners kleiner Verlag, fünf Kategorien kennt der VfL beim Sponsoring: vom Hauptsponsor – der Discounter Netto hat jüngst seinen rund 1,2 Millionen Euro schweren Vertrag für die nächste Saison verlängert – über Premium-Partner (u.a Stadtwerke, Moritz Fiege) bis zu den Business-Partnern wie das Autohaus Wicke. „Der persönliche Charakter“, sagt dessen Leiter Uwe Gehrmann, „ist die Stärke des VfL.“ Und, rein finanziell: Jeder Cent zählt, „zehn Prozent mehr sind immer drin“, sagt Villis schmunzelnd. Gut 100 Werbepartner zählt der Verein, rund 8,2 Millionen Euro bringen sie in die Kasse in dieser Saison bei einem Gesamtumsatz von gut 26,5 Millionen.

Der Etat der Mannschaft ist im vierten Zweitliga-Jahr noch einmal gesunken, auf rund 7,5 Millionen Euro, das ist Zweitliga-Mittelmaß – bei dem Anspruch, mittelfristig die 1. Liga anzupeilen, zu wenig; zumal noch gut 6,5 Millionen Schulden abzubauen sind. Mittelmaß aber verkauft sich nicht gut, schon gar nicht in der Wirtschaft. Villis: „Unser Anspruch ist es, in allen Bereichen erstklassig zu sein.“