San Pedro del Pinatar. . Der 18-jährige Rechtsverteidiger gilt nach dem Weggang von Leon Goretzka zum FC Schalke 04 als derzeit größtes Talent des VfL Bochum. Nach langer Verletzungspause will der Junioren-Nationalspieler nun angreifen und dem Routinier Slawo Freier Konkurrenz machen.

Die meisten Profis fahren nicht wirklich gerne in ein Trainingslager. Mit drei Einheiten am Tag. Jan Gyamerah ist die Lauferei nach der zweiten Runde am Samstagmittag nicht anzusehen. Im Gegenteil: Er strahlt. Er trainiert gerne, weil er endlich wieder richtig mittrainieren kann. „Mir geht es super“, erklärt der 18-Jährige, und das ist mehr als nur pflichtbewusst daher gesagt: „Ich habe keine Beschwerden mehr, keine Schmerzen.“

Gyamerah greift an: Der Rechtsverteidiger mit dem Drang nach vorne ist einer der Hoffnungsträger des VfL Bochum, nach dem Wechsel von Leon Goretzka zum FC Schalke vielleicht sogar die größte Hoffnung: Er gilt als eines der Toptalente aus dem Hause VfL. Gyamerah weiß um die bereits jetzt hohe Erwartungshaltung, er kann damit umgehen, sie einordnen, meint er. Und er bleibt bescheiden: „Wir haben auch viele andere gute, junge Spieler mit Riesenpotenzial im Kader“, sagt er. Fabian Holthaus etwa, sein Zimmernachbar, der sich an sein Schnarchen „bereits gewöhnt hat“, so Gyamerah lachend über den Linksverteidiger (18), der ja schon vier Pflichtpiele absolviert hat in dieser Saison. Oder Henrik Gulden (18), der A-Jugend-Mittelfeldspieler, und Danny Heber (19), sein Konkurrent auf der rechten Bahn von der U 23.

Zum zweiten Mal bereits eine lange Pause

Und doch reicht keiner an die Gabe Gyamerahs heran, die er womöglich schon öfter gezeigt hätte als nur nach seiner Einwechslung in Dresden, seinem Pflichtspiel-Debüt: „Geil“ sei das gewesen, sagt er, „vor so einer Kulisse, bei dieser Stimmung zu spielen. Davon habe ich immer geträumt.“

Und dieser Traum soll nicht nur diese 20 torlosen Minuten Realität gewesen sein. Eine undurchsichtige Schambein-Entzündung warf den schnellen Außenverteidiger, der mit seiner Ballsicherheit, Technik und seinem Offensivgeist den modernen Außenverteidiger repräsentiert, zurück; zum zweiten Mal schon, nachdem er vor knapp drei Jahren ebenfalls sechs Monate pausieren musste. „Von allen Seiten kriegt man Tipps, jeder will es besser wissen“, erzählt Gyamerah über seine sportlich bisher schwierigste Phase, nachdem er sich in der Vorbereitung bereits empfohlen hatte. Eine Reha-Odyssee nach Freiburg entpuppte sich als Irrweg, Gyamerah zweifelte, verzweifelte fast: „Irgendwann fragt man sich schon, ob man je wieder richtig gesund wird“, sagt er.

Letztlich half ihm eine Cortison-Spritze von Dr. Braun in Dortmund, Mannschaftsarzt von Borussia Dortmund und Kollege von VfL-„Doc“ Karl-Heinz Bauer am Knappschaftskrankenhaus. Seit Ende November kann Gyamerah seinen Körper wieder voll belasten.

Und jetzt will er angreifen, Druck machen, auch: „spielen“.

Vertrag beim VfL Bochum läuft bis 2016

Von Slawo Freier, dem 34-jährigen Routinier auf „seiner“ rechten Außenbahn, hat er sich viel abgeguckt. Freier hilft ihm ebenso wie die erfahrenen Kollegen Felix Bastians und Richard Sukuta-Pasu, die ihm „Tipps geben auch außerhalb des Platzes“.

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Jetzt aber will der „kleine“ Gyamerah den „großen“ Freier auch verdrängen. Freier fehlt im Trainingslager, eine Knochenprellung zwingt ihn noch knapp zwei Wochen zur Pause. Die Chancen für Gyamerah, der einen Vertrag bis 2016 hat, stehen also nicht schlecht.

Robuster müsse er noch werden, vehementer in den Zweikämpfen, meint er, das ist auch eine Frage des Alters, der Erfahrung – und dann soll die Post abgehen. Am liebsten schon gegen den FSV Frankfurt am 7. Februar – ein Sieg zum Heimdebüt, das ist Gyamerahs nächster Traum, der Realität werden soll.