In 16 Jahren hat Andreas Pahl nur ein einziges Spiel des VfL Bochum verpasst. Es ist am 16. März 2002, die Bochumer empfangen den 1. FC Schweinfurt 05 und Pahls Ehefrau liegt schon lange bevor die Stadiontore öffnen mit Wehen im Kreißsaal.
Irgendwann, es ist während des Aufwärmens, hat Andreas Pahl keine Ruhe mehr und meldet sich bei Trainer Peter Neururer ab. Kein Problem, der Zeugwart des VfL Bochum hat alles vorbereitet. Die Ersatztrikots hängen am Haken, sogar die Handtücher sind sorgfältig gefaltet. Später kommt Sohn Leon zur Welt, kerngesund. Der VfL gewinnt das Spiel 3:1. Ein perfekter Tag.
Andreas Pahl ist als Zeugwart beim VfL Bochum für all das verantwortlich, was die Spieler und die Trainer während ihrer Arbeit tragen. Im großen Schuhraum, gleich neben der Kabine, riecht es so richtig nach dieser Arbeit. Streng sogar. Jeder Spieler hat hier sein eigenes Fach und darin circa zehn verschiedene Paar Fußballschuhe. Nach den Trainingseinheiten säubern die Spieler ihre Schuhe selbst. Das ist Ehrensache. „Die älteren Spieler erziehen die jungen. Das läuft hier super“, sagt der 38-Jährige. Nach den Spielen ist die Pflege der Schuhe allerdings Chefsache. „Bloß nicht zu nass machen.“
Bei Auswärtsspielen im Winter hat der Zeugwart richtig was zu packen. Zwölf große Metallboxen müssen im Mannschaftsbus verstaut werden. Rund 500 Kilogramm Wäsche sind das pro Spiel. Bei kalten Temperaturen gehören auch Wolldecken und Winterjacken zum Equipment, sogar an farbige Bälle muss er denken, es könnte ja schneien. „Die Ladefläche unseres Mannschaftsbusses ist immer bis unters Dach voll“, sagt der Zeugwart. „Ich packe allein 35 Torwarttrikots ein, in sämtlichen Farben. Wenn sich ein Keeper beim Abschlusstraining verletzt und ein anderer nachreist, braucht der ja auch seine Ausrüstung. Ein Zeugwart muss auf alles vorbereitet sein“, stellt Pahl klar und greift nach den Fußballschuhen von Fabian Holthaus, die er zu Vorführungszwecken auf den Schuhtrockner stülpt. „Mindestens drei Paar nimmt jeder Spieler mit zu einem Spiel.“ Ohne Checkliste geht es nicht mehr.
Im Waschraum stehen drei Industrie-Waschmaschinen, daneben drei XXL-Trockner mit einem Fassungsvermögen von je 13 Kilogramm. Im Winter hat Pahl bis zu acht Maschinen Wäsche pro Trainingseinheit. Von der Unterhose bis zum kuscheligen VfL-Handtuch. „Im Sommer ist es ungefähr die Hälfte.“ Macht unterm Strich rund 1500 Kilogramm Waschpulver pro Saison. Weichspüler kommt höchstens bei den Stutzen zum Einsatz. „Wer trägt schon gerne harte Socken?“, sagt Pahl.
Andreas Luthe und Michael Esser bezeichnet er als „besondere Freunde.“ Denn natürlich sind es die Torhüter, die sich auch bei dem miesesten Wetter im tiefsten Schlamm suhlen. Auch die weißen Auswärtstrikots sorgen beim Zeugwart nicht gerade für Jubelstürme. Aber was muss, das muss. „Und was bei 45 Grad nicht rausgeht, wird bei 60 Grad eben noch mal gewaschen“, erklärt er. Wie zuletzt beim Auswärtsspiel in Bielefeld, als die meistens weißen Trikots nach der ersten Grätsche nicht mehr weiß waren. Egal, 2:0 für den VfL. Pahl: „Solange wir gewinnen, wasche ich auch gerne die ganz Nacht durch.“