Bochum. . „Ich habe es knacken gehört.“ Beim Aussteigen aus seinem Auto am Bochumer Südring stürzte Gerhard Siebert über eine Wurzel und brach sich zwei Knochen. Die Stadt solle die Unfallstelle entschärfen, fordert der 53-Jährige. Im Rathaus indes erkennt man keine Gefahr.

Es soll ein entspannter Nachmittag werden. Mit seiner Frau Margarete fährt Gerhard Siebert am Nachmittag des 10. Juni zum Kaffeetrinken in die Innenstadt. Schön, dass ganz vorn auf dem Parkstreifen am Südring/Höhe Luisenstraße ein Stellplatz frei ist. Weniger schön, dass der Ehemann als Beifahrer mit größter Mühe aus dem Auto klettern muss: Unmittelbar neben dem Parkstreifen erhebt sich eine mächtige Baumwurzel.

„Ich musste auf die Wurzel steigen, um die Tür zuzumachen“, schildert Gerhard Siebert. Dabei passiert es: Sein rechter Fuß bleibt in einer Mulde stecken. Siebert kracht auf den Boden.

„Ich hatte einen Parkschein gezogen. Als ich wiederkam, sah ich meinen Mann auf dem Gehweg liegen. Er war ohnmächtig, stand unter Schock“, sagt die Ehefrau.

Warum, wird klar, als der Notarzt vor Ort ist: Gerhard Siebert hat sich einen komplizierten, äußerst schmerzhaften Schien- und Wadenbeinbruch im rechten Bein zugezogen. 16 Tage wird der Steiger im Vorruhestand im Bergmannsheil behandelt. Mit 15 Schrauben und zwei Metallplatten im Unterschenkel werden die zersplitterten Knochen fixiert.

Stadt weist jede Schuld zurück

Wieder daheim, schreiben die Sieberts einen Brief an die Stadt, schildern den Unfall, bitten um Stellungnahme und warnen: „Die Verkehrssicherheit an genannter Stelle ist nicht gewährleistet.“

Es bedarf eines zweiten Schreibens, ehe im August das Rechtsamt antwortet. Wie bei dem Autofahrer, der sich seinen Wagen an einem Bordstein an der Gilsingstraße demoliert hat, weist die Stadt jede Schuld zurück. Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht sei nicht zu erkennen. „Eine Gefahrenstelle bestand am Unfallort nicht. Sie hätten bei der gebotenen Sorgfalt die Baumwurzel erkennen können. Ihren Schadensersatzanspruch muss ich als unbegründet zurückweisen.“

Wo gibt es weitere Gefahrenstellen?

Marode Gehwege, kaputte Fahrbahnen: An zahlreichen Stellen im Stadtgebiet lauern
Risiken für Fußgänger und Autofahrer, wie die jüngsten WAZ-Berichte über die Bordstein-Falle an der Gilsingstraße und die Baumwurzel am Südring zeigen.

Wo gibt es weitere Gefahrenstellen? Schreiben Sie an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum, E-Mail-Adresse: redaktion.bochum@waz.de

„Den habe ich doch gar nicht erhoben“, ärgert sich Gerhard Siebert. Auf seine eigentliche Bitte sei die Behörde nicht eingegangen: Den Parkplatz zu sperren, „damit anderen Verkehrsteilnehmern mein Schicksal erspart bleibt“.

Auf WAZ-Anfrage bekräftigt das Tiefbauamt die Meinung des Rechtsamts. Der Unfall tue der Stadt „sehr leid“. Die Situation an dem Parkstreifen sei „nicht ganz ideal“. Doch es bestehe keine Notwendigkeit, den Parkplatz zu sperren oder zu beseitigen.

Eine Aussage, die die Genesung von Gerhard Siebert nicht eben befördern wird. Die Heilung des Beines stockt. „Möglicherweise“, sagt er, „habe ich eine Metallallergie.“