Bochum. Das geplante Musikzentrum der Stadt Bochum für Symphoniker und Musikschule soll nach der Verlegerin Anneliese Brost benannt werden. Die Essener Brost-Stiftung und die Stiftung Bochumer Symphonie bestätigten am Donnerstag ihre Überlegungen dazu. Noch vor Weihnachten soll der Stadtrat entscheiden.
Die Bürgen für das Musikzentrum Bochum können aufatmen. Die Essener Brost-Stiftung will nach Informationen dieser Zeitung den Bau des Hauses mit knapp drei Millionen Euro fördern. Dafür soll das Gebäude nach der 1920 in Bochum geborenen und 2010 verstorbenen Verlegerin Anneliese Brost benannt werden.
„Der Brost-Stiftung liegt ein Förderantrag der Stiftung Philharmonie Bochum vor. Wir werden diesen Antrag sorgfältig und mit Sympathie prüfen“, teilten am Donnerstag Prof. Wolfgang Heit und Bodo Hombach auf Anfrage mit – und ließen dabei ganz zweifellos ihren guten Willen durchblicken. Zur Fördersumme, zum Zeitpunkt der Förderung und zu Details äußerten sich die Vorstände der Brost-Stiftung nicht. „Es ist ein Glücksfall, dass die Brost-Stiftung Lust hat, unser Projekt zu fördern“, sagte die Geschäftsführerin der Bochumer Stiftung, Britta Freis.
14 Mio. Euro aufbringen
Mit der Millionen-Zuwendung aus Essen könnte die Stiftung Bochumer Symphonie auf einen Schlag alle Bürgschaften für den Eigenanteil zur Finanzierung des knapp 33 Mio Euro teuren Projektes ablösen. 14 Mio Euro muss die Stiftung aufbringen, beim Ratsbeschluss zum Bau des Hauses im Sommer 2012 fehlten auf dem Konto noch 4,125 Mio Euro – 2,5 Mio waren abgesichert durch Bürgschaften, für die restliche Summe gab es Spender-Zusagen. „Viele Leute zahlen diese Spenden jetzt ein“, so Freis. Bislang seien rund 600.000 Euro eingegangen.
Britta Freis hofft, dass bis Ende des Jahres die Verträge zwischen den Stiftungen unterschrieben sein werden. „Noch vor Weihnachten soll es dann eine Vorlage für den Rat geben“, so Freis. Die Namensgebung beschließen muss die Politik, da die Stadt Bauherr ist. „Ich könnte mir das gut vorstellen“, kommentierte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz am Donnerstag das Vorhaben.
Im Vorfeld ausgeschlossen haben die Verantwortlichen laut Freis Protest gegen die Namensvergabe von anderen Großspendern wie Norman Faber, Herwig Niggemann oder dem Freundeskreis. Freis: „Ihnen ist es wichtig, dass wir weitere Spenden akquirieren.“ Sollte mehr Geld als zum Bau des Hauses erforderlich zusammen kommen, soll dieses in die technische Ausstattung und das Programm des Hauses fließen.
Zusammenarbeit und Kooperation
Der Brost-Stiftung gehe es ohnehin nicht nur einem einen „Baukostenzuschuss“, sondern um eine langfristige Zusammenarbeit, die die Kooperation kultureller Institutionen der Region fördere. Freis: „Ein reines Konzerthaus hätte Anneliese Brost niemals finanziert.“
Die Brost-Stiftung in Essen unterstützt nach dem Vorbild von Erich und Anneliese Brost, die durch den Aufbau der WAZ-Mediengruppe bekannt wurden, soziale und kulturelle Projekte. Sie zielt insbesondere auf die Jugend- und Altenhilfe sowie auf die Förderung von Kunst und Kultur in Essen und dem Ruhrgebiet ab. Das Stiftungskapital beträgt 300 Millionen Euro.
Anneliese Brost wurde 1920 als Tochter des Pferdehändlers Heinrich Brinkmann in Bochum geboren, die Familie wohnte am Hellweg in der Innenstadt. Zum 65. Geburtstag der WAZ erinnerte sich OB Ottilie Scholz freudig an eine Begegnung mit der Verlegerin, die ihr über ihre Zeit in Bochum berichtet hatte und wie sie in der Christuskirche von Pfarrer Hans Ehrenberg konfirmiert worden war.
Brost gehörte zum WAZ-Gründungsteam
Anneliese Brost gehörte zum Gründungsteam der WAZ, die 1948 in Bochum startete. 1975 heiratete sie Erich Brost und übernahm nach dessen Tod 1995 seine Aufgaben. Anneliese Brost starb am 8. September 2010.