Bochum.

„Ich bin selbst überrascht“, räumte Norbert Spittka offen ein. Mit solch einer Resonanz auf seinen Aufruf hatte er nicht gerechnet. Nach Schätzung der Polizei hatten sich 500 Opel-Werksrentner vor Tor 4 des Werks I eingefunden, zogen zum Tor 1 am Opelring, wo sie anschließend an einer Kundgebung teilnahmen.

Es ging und geht weiter um die Anpassung von Werksrenten der Opelander. Die Mehrzahl der Protestierenden hat sich ganz offensichtlich nicht von der Mitteilung der Opel-Geschäftsführung beruhigen lassen, dass berechtigte Forderungen auch erfüllt würden.

Jeder Fall soll einzeln geprüft werden

Warum wird dennoch protestiert? Helmut Sommer (78) hatte vor 23 Jahren sein Arbeitsende bei Opel: „Zweimal hatte ich wegen der Werksrentenanpassung an Opel Rüsselsheim geschrieben. Zweimal ist der Brief dort nicht angekommen.“ Gerhard Cebulla (74) hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Mein Brief ist dort nicht angekommen. Dann habe ich einen Einschreibebrief mit Rückschein losgeschickt. Der kam an.“ Auch Alt-Opelaner wie Erich Stöhr, der 30 Jahre im Werk als Fertigmacher bis zum 31. Dezember 1992 arbeitete, und Helmut Ruck, der am 23. Oktober 1961 als „Arbeiter Nr. 456“ bei Opel anfing, sind bei der Kundgebung dabei. Sie wollen nur ihre berechtigten Ansprüche erfüllt haben.

Bochums Opel-Pressesprecher Alexander Bazio stellte sich gestern den Protestierenden und versicherte: „Jeder Anspruch wird geprüft. Und wenn ein Anspruch berechtigt ist, dann wird Opel auch zahlen.“ Mittlerweile hat das Unternehmen allen Betriebsrentnern geschrieben und dem Schreiben Formblätter für die Geltendmachung von Ansprüchen beigefügt. Jeder Fall müsse individuell geprüft werden.

Proteste sollen anhalten

Bei den Ansprüchen geht es um eine „Vorabzusage“ zur Betriebsrentenanpassung, die im Jahr 2001 gegeben wurde. Die Mehrzahl der Werksrentner hat die letzte Anpassung nach oben 2003/2004 erlebt. Seitdem gibt es - wegen der miesen wirtschaftlichen Situation bei Opel - Nullrunden.

Solidarität für Opel

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    Werner Günther, einer der Organisatoren des gestrigen Protestes, wetterte: „Das könnte alles viel schneller gehen mit der Prüfung der Anträge.“ Eigentlich müsste das „dank der SAP-Software auf Knopfdruck erfolgen“ können. Norbert Spittka kündigte gestern an: „Wir kommen wieder, wenn nicht alle ihren Bescheid bis zum 1. September bekommen haben. Dann werden wir aber noch mehr sein.“