Bochum. Der Bochumer Tierschutzverein „Tiere in Not“ macht sich schon seit langem für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht von freilaufenden und wildlebenden Katzen stark. Eine Antwort des Umweltministers, an den der Verein ein Appell geschickt hatte, hat die Tierschützer jetzt aber wütend gemacht.
Hunger, Infektionen, Schmerzen, Kälte, Verwahrlosung, Parasiten, Verletzungen - all diese Schrecken drohen dem Nachwuchs, der von freilaufenden und wildlebenden Katzen zur Welt gebracht wird. Dem Bochumer Tierschutzverein „Tiere in Not e.V.“ brennt dieses Dauerproblem jetzt richtig unter den Nägeln. Er hatte den NRW-Umweltminister um Hilfe gebeten, sich dann aber im Stich gelassen gefühlt. „Will uns der Minister verarschen?“ fragt der Verein verärgert.
Mitte April hatte der Verein von Minister Johannes Remmel in einem offenen Brief gefordert, dass die Besitzer von freilaufenden Katzen verpflichtet werden, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Außerdem müssten sie gekennzeichnet werden, um ihre Besitzer ermitteln zu können.
Neues Tierschutzgesetz
Erst vor kurzem hat der Bundesrat ein neues Tierschutzgesetz auf den Weg gebracht. Es sieht vor, „dass künftig die Landesregierungen Maßnahmen gegen eine unkontrollierte Vermehrung streunender Katzen ergreifen können. Das bedeutet zum Beispiel, den unkontrollierten freien Auslauf fortpflanzungsfähiger Katzen zu verbieten oder zu beschränken“.
Genau damit will der Verein den Minister in die Pflicht nehmen: „Die Katzen leiden unvorstellbar und dieses ist leider in den Köpfen der Bevölkerung und vieler Politiker noch nicht angekommen. Es wird mit dem Finger gerne auf die süd- und osteuropäischen Länder gezeigt und Missstände zu Recht angeprangert. Wenn es um das Elend der Katzen geht, brauchen wir nur vor unsere eigene Haustür zu blicken“, schrieb der Verein an Remmel.
Zwar kam vom Ministerium eine kurze Antwort, aber die hat den Verein „wütend“ gemacht. Der Minister, hieß es darin, stelle Tierschutzvereinen in NRW 200.000 Euro für ein Förderprogramm bereit, das Kastrationen unterstützen soll. Auf eine Verpflichtung zur Kastration wurde aber gar nicht eingegangen.
„Mit so einer Antwort abgespeist zu werden, grenzt an Unverschämtheit“
Nicole Rudorf vom Beirat von „Tiere in Not“ empört sich: „Wir haben keinen Bettelbrief geschrieben, sondern um die Umsetzung des Gesetzes gebeten. Mit so einer Antwort abgespeist zu werden, grenzt an Unverschämtheit.“ Pro Jahr, sagt sie, würden wildlebende Katzenmütter rund dreimal werfen. Jeweils vier bis sechs Babys. Diese würden teilweise „elendig verrecken“. Eine Kastration kostet einen Katzenbesitzer zwischen 80 und 120 Euro. Auch darin sieht Nicole Rudorf eine Ursache des ganzen Problems. „Viele müssen sparen und das Geld wird knapp.“
Katzennotstand in Bochum
In Bochum werden laut „Tiere in Not“ pro Jahr von Tierschützern rund 2000 wildlebende Hauskatzen eingefangen, kastriert und gekennzeichnet. Trotzdem sei kein großer Erfolg zu verzeichnen. Der Verein zieht rund 150 Babys pro Jahr mit der Flasche groß. Einige kommen trotzdem nicht durch.
Ministerium: Stadt soll selbst über mögliche Kastrationspflicht entscheiden
Stadt-Veterinär Karan Malla meint: „Das Problem ist weiterhin vorhanden, derzeit gibt es allerdings relativ wenig Katzenwelpen, das könnte an dem langen Winter liegen.“
Wie das Ministerium auf WAZ-Anfrage mitteilte, soll die Stadt eigenständig entscheiden, ob sie eine Kastrationspflicht einführt oder nicht. Wenn ja, könnte sie dafür Bezirke mit erhöhter Population auswählen und auch eine Überwachung der Verpflichtung selbst organisieren.