Bochum. . Mitten in der Stadt Bochum wurden jetzt Mauer-Eidechsen gefunden, die unter strengem Naturschutz stehen. Um sie weiter zu schützen, wurde extra ein kleiner Zaun gezogen. Ohnehin sollen Naturschutzgebiete in der Stadt verdoppelt werden.

Da raschelt doch was! Unweit der Rotunde und des City-Tores Süd wurden auf einer Brachfläche kürzlich streng geschützte Mauer-Eidechsen entdeckt - Wildnis in zentralster Lage. Dies kann Peter Morgalla von der Unteren Landschaftsbehörde bestätigen, der seit mehr als drei Jahrzehnten Umweltplanung für die Stadt betreibt. „Die Population dort wird derzeit untersucht.“

Noch weitere Naturschutzgebiete

Zuständig für Natur- und Artenschutz sowie für Landschafts- und Grünflächenplanung hat er die Artenvielfalt und die Umweltschutzmaßnahmen in der Stadt im Blick: „Derzeit haben wir etwa 113 Hektar Naturschutzgebiet in Bochum. Das sind etwa 0,8 Prozent des Stadtgebiets. Wir planen aber, im nächsten Jahr die Fläche der Naturschutzgebiete zu verdoppeln.“

Hinzu kommen derzeit 43,2 Hektar Landschaftsschutzgebiete und rund 50 Naturdenkmale. „Naturdenkmale sind besondere Einzelschöpfungen der Natur, etwa Bäume, aber auch Findlinge und geologische Aufschlüsse“, so Morgalla. Keine andere kreisfreie Stadt in NRW hat jedoch einen geringeren Anteil an Naturschutzgebieten zur Gesamtfläche als Bochum.

"Naturschutz war lange ein vernachlässigtes Thema"

Dass aber Tiere auch abseits von Naturschutzgebieten neue Lebensräume entdecken, sei nichts Neues. Morgalla berichtet von Kreuzkröten, die aus dem Westpark umgesiedelt wurden, über die erfolgreiche Ansiedlung von Wanderfalken an einem Industrieschornstein des Dr.-C.-Otto-Werks, von Fledermäusen am Ümminger See, von Fischreihern und Geburtshelferkröten, Schutzmaßnahmen für Bochumer Schleiereulen und auch der stark verbesserten Wasserqualität der Ruhr. „Naturschutz war aber lange ein vernachlässigtes Thema. Bis 1975 galt hier noch das Reichsnaturschutzgesetz von 1935.“ Das Ruhrgebiet stand lange Zeit für industrielle Umweltverschmutzung, statt für Umweltschutz in einer Industrienation.

Peter Morgalla vergleicht auch alte Video-Jahresrückblicke der von Bomben zerstörten Zechenstadt, als viele Bäume aus blanker Not gefällt wurden, mit dem Zustand heute: „Was war das ein Unterschied zum heutigen Stadtbild.“

Autokino wurde zum Lebensraum

Im Falle der flinken, unter höchstem Schutzstatus stehenden Mauer-Eidechsen, die eigentlich eher in wärmeren Gefilden und an Felsen aufzufinden sind, und gewöhnlich nicht im Großstadtdschungel zu finden sind, stellt sich nun aber die konkrete Frage, wie deren längerfristiger Erhalt gewährleistet werden kann.

Bei Umsiedlungsmaßnahmen für Baumaßnahmen müsste dort ein passender Ort und die passende Zeit für eine Umsiedlung der Reptilien an der Rotunde gefunden werden, die den Bestand nicht gefährdet.