Bochum. Peter Neururers Ankunft in Bochum und die jüngsten Erfolge haben den Anhang des VfL Bochum in Euphorie versetzt. Die Zaunkönige beim Training schwärmen geradezu von “ihrem“ Trainer - und hoffen, ihn bald wieder tanzen zu sehen.

Es lag Michael Zeyen auch am Montagmorgen danach noch schwer im Magen, das heftige 0:3 gegen Aue vom 5. April. Sein VfL lag am Boden, Zeyen auch - doch dann „rief mir ein Arbeitskollege zu: ‘Ihr habt einen neuen Trainer!“ Gemeint war Peter Neururer.

Von diesem Zeitpunkt an galt: Frust aus. Euphorie an.

Eine riesige Euphoriewelle

Und Zeyen ist nicht der einzige, bei dem dieser Mechanismus nach Karsten Neitzels Entlassung gezündet hat. Zeyen ist einer der „Zaunkönige“ an der Castroper Straße, die sich das Training dann und wann mal anschauen. Jetzt, wo die Temperaturen sukzessive anziehen und dank Peter Neururer die riesige Euphoriewelle losgetreten wurde, sind wieder 30 bis 40 Zuschauer da, fachsimpeln über (Fußball-)Gott und die Welt.

Zahlreiche Karikaturen, Sprüche und Schnäuzer-Fotomontagen geistern seit dem überraschenden Comeback durch das Internet. Mit seiner „Wir bleiben drin“-Aktion (1500 VfL-Fans tragen das T-Shirt mit dem Slogan beim morgigen Auswärtsspiel in Frankfurt) hat der Verein kurzfristig eine treffende Marketingkampagne entwickelt.

Peter, die Identifikationsfigur. Peter, das Ruhrpott-Original. Peter, einer von uns.

Neururer sei eine Respektperson

„Etwas Besseres“, sagt VfL-Fan Siegfried Janocha über die Rückkehr des 58-Jährigen an die Castroper Straße, „konnte uns doch gar nicht passieren“. Er ist seit Jahr und Tag beim VfL-Training, hat „sie alle überlebt, auch den Schweizer“. Gemeint ist diesmal Marcel Koller, der bis 2009 Trainer war. Doch so wirklich warm wurde Janocha mit keinem der letzten Fußballlehrer. Heiko Herrlich, Andreas Bergmann, zuletzt Neitzel – an „den Peter“, wie hier am Zaun alle sagen, kommt keiner heran.

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Aus seiner Sicht hat der Aufschwung, zuletzt gewann der VfL ja viermal in Folge, „vor allem mit Disziplin zu tun“. Neururer sei eine Respektperson, die der Mannschaft „das Gekloppe“ abtrainiert habe: „Das war doch kein Fußball mehr.“ Die Euphorie bei Janocha, der mit vier befreundeten Zaunkönigen zuschaut, ist sogar so groß, dass er sich aktuell einen Neururer-Gedächtnis-Schnäuzer wachsen lässt. „Am Saisonende“ aber, sagt er lachend, „ist der wieder weg.“

Höhenflug Richtung Klassenerhalt

Für Andreas Krethke ist der momentane Höhenflug in Richtung Klassenerhalt „ein Phänomen. Ich weiß nicht, was der Peter denen in den Tee getan hat.“ Er ist Vorsitzender seines zehn Mann starken Fanclubs „Blau-Weiße Piraten“ und auch in Frankfurt dabei. „Man kann das momentan nur genießen“, sagt der 33-Jährige: „Ich hoffe beim FSV auf 4000 Bochumer.“ Damit er noch mal so „ergriffen“ sein kann wie beim 3:0 gegen St. Pauli, als rund 25 000 Leute im Stadion waren.

Auch Dirk Schotte hatte die Nase schon voll, war 18 Monate lang nicht mehr im Stadion. Bis Neururer kam. Er hat sich gestern gleich mit Karten für das letzte Spiel gegen Union Berlin eingedeckt - dann soll der Klassenerhalt schon in trockenen Tüchern sein. Er erklärt Neururers Erfolgsrezept so: „Er ist menschlich, kehrt nicht den großen Boss heraus.“

Und wenn der Klassenerhalt fix ist? Dann hat Schotte „selbstverständlich“ Sehnsucht nach einem Tänzchen vor der Ostkurve.

Wie er es damals getan hat. Beim Einzug in den Uefa-Cup.