Bochum. . Rund 4500 Menschen kamen zur Mai-Kundgebung des DGB vor das Bochumer Rathaus. Der Hauptredner, Carsten Burckhardt von der IG Bau, geißelte vor der Hintergrund der Opel-Krise die „Finanzhaie“ von GM, denen das Schicksal der Opelaner und ihrer Familien und der Zulieferbetriebe „scheißegal“ sei.

„Das ist und bleibt eine große Sauerei!“ In einer flammenden Rede hat der Hauptredner der Mai-Kundgebung des DGB am Sonntag vor dem Bochumer Rathaus „die wahren Schuldigen“ der Opel -Krise gegeißelt. Carsten Burckhardt, Regionalleiter der IG Bau, meinte die verantwortlichen Manager der Opel-Mutter General Motors. Er sprach von „Finanzmonstern“ und „Finanzhaien“, denen das Schicksal der betroffenen Opelaner und ihrer Familien und der Zulieferbetriebe „scheißegal“ sei.

Carsten Burckhardt (IG Bau) bei der Kundgebung. Bild: WAZ
Carsten Burckhardt (IG Bau) bei der Kundgebung. Bild: WAZ

Nach Schätzungen der Polizei kamen 4500 Menschen auf den von strahlender Mai-Sonne beschienenen Willy-Brandt-Platz, wo der DGB gleichzeitig ein Familienfest ausrichtete. „Mein Herz blutet“, rief Burckhardt ihnen zu und sprach damit sein Mitgefühl für die von Zukunftsangst und Ohnmachtsgefühlen heimgesuchten Opelaner an. „Ich könnte gar nicht so viel essen wie ich kotzen müsste“, kritisierte er die angekündigte Werksschließung. „Bochum wird erneut zum Opfer von Strukturproblemen, die es nicht selbst verursacht hat.“ An anderer Stelle rief er: „Opel steht als Synonym für unverantwortliches Handeln des Großkapitals.“

NPD-Verbot gefordert

Unter immer wieder aufbrandendem Applaus der Zuhörer forderte Burckhardt die Abschaffung der Rente mit 67. „Wer ein Leben gearbeitet hat und Rente bekommt, der muss auch von seiner Rente leben können. Altersarmut ist keine Perspektive.“ Er forderte auch auf, im Herbst unbedingt wählen zu gehen. Wer nicht wähle, wähle die Falschen.

„Rente mit 67. Mit dem Rollator zur Arbeit“

Mit deutlichen Worten forderte der Redner ein sofortiges Verbot der „Verbrecherpartei“ NPD. Wie lange müsse man es noch hinnehmen, dass das „braune Geschmeiß“ am Maifeiertag offen demonstrieren dürfe. „Fast jedes Wort dieser Partei ist verfassungswidrig.“ Und: „Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen!“ Er erinnerte auch daran, dass vor 80 Jahren die Nazis die Gewerkschaften zerschlagen hatten.

Das Motto des DGB an diesem 1. Mai 2013 lautete: „Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa.“ Darauf bezogen sich auch einige Leitsätze auf den vielen Transparenten und Fähnchen, die in der Menschenmenge im Wind flatterten. „Kampf um jeden Arbeitsplatz. 100 % erneuerbare Energie gegen Profitgier von GM, E.on und CO“, war zum Beispiel zu lesen. Woanders stand: „Rente mit 67. Mit dem Rollator zur Arbeit.“ Die Bochumer DGB-Jugend („Wir wollen Ausbildung statt Ausbeutung“) trug T-Shirts mit der Aufschrift: „Pott in der Krise. Dat pack’n wa!“ Ein einzelner Mann hielt ein DIN-A4-Blatt hoch, auf dem stand: „Für die 30-Stunden-Woche!“

„Opel bleibt auch nach 2014 in der Verantwortung für Bochum!“

Auch Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz sprach. „Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen einer geregelten Arbeit nachgehen, von ihrem Lohn aber nicht leben können.“ Auch auf Opel ging sie ein: „Das, was bei Opel im Moment geschieht, macht einfach zornig.“ Und: „Opel bleibt auch nach 2014 in der Verantwortung für Bochum!“ Man werde den Konzern „immer wieder daran erinnern“. Die Beschäftigten dürften „nicht abgewickelt werden“.

„Mein Vater soll nicht arbeitslos werden“

Unter den Besuchern waren neben zahlreichen Politikern und Funktionären (u.a. Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert mit Bodyguard sowie Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel) auch viele Familien mit Kindern. An einem Info-Stand gab es eine „Wäscheleine der Solidarität“. Daran waren Zeichnungen von Kindern aufgehängt: „Opel - wir halten zu euch. Die Klasse 6.1 der Erich-Kästner-Gesamtschule mit ihrer Klassenlehrerin Frau Köpke.“ Auf einer anderen Zeichnung hatten zwei Mädchen geschrieben: „Opel soll bleiben für immer. Mein Vater soll nicht arbeitslos werden. Svenja und Nicole!“

Vor der Kundgebung um 11 Uhr gab es ab 10.15 Uhr einen Demonstrationszug vom Bergbaumuseum aus. Außerdem setzte sich ein Motorradkorso von der Fachhochschule am Lennershof aus in Bewegung in Richtung Rathaus.