Bochum. Trotz des 900-Millionen-Euro-Paktes stehen Krankenhäuser vor einer Unterfinanzierung: „Eine schlechtere Finanzierung der stationären Versorgung hat es noch nie gegeben“, so Ulrich Froese, Geschäftsführer der Augusta-Kliniken. Bochumer Kliniken setzen auf Wachstum. Doch Stellenabbau könnte folgen.

Als „Mogelpackung“ bezeichnet Ulrich Froese die von der Berliner Koalition für 2013 und 2014 angekündigte 900 Millionen Euro dicke Finanzspritze zur Gesundung deutscher Krankenhäuser. Das sei allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. „Eine schlechtere Finanzierung der stationären Versorgung hat es noch nie gegeben“, kritisiert der Geschäftsführer der Augusta-Kliniken.

Seit fast 35 Jahren kennt der 61-Jährige das Geschäft. Vom „ehrlichen Bemühen der Gesundheitsminister Blüm oder Schmid“ um die Situation der Krankenhäuser sei heute nichts mehr zu spüren. Froese registriert vielmehr ein „nicht zu fassendes Desinteresse der Politik“. Seit 2006 seien Personal- und Sachkosten um 16 Prozent gestiegen, die Vergütungen für die Kliniken aber nur um 8,9 Prozent. Diese Unterfinanzierung zehre die Krankenhäuser aus. Um über die Runden zu kommen, müsse immer mehr geleistet werden. Froese: „Die Arbeitsverdichtung für alle beruflichen Bereiche ist derart hoch, dass viele Kliniken kurz davor sind zu kollabieren.“

Medizin ist erste Wahl

Wachstum – also Jahr für Jahr mehr Patienten zu behandeln – ist auch am Katholischen Klinikum Bochum die Medizin der ersten Wahl, um die eigene Kasse zu füllen. „Leider wird das aber nur zu 75 Prozent finanziert“, sagt Geschäftsführer Franz-Rainer Kellerhoff (58). Logische Folge ist auch hier eine „deutliche Mehrbelastung“ der 3000 Mitarbeiter. Kellerhoff kritisiert zudem das Land NRW, das Investitionen nicht ausreichend finanziere. „Wir müssen dazu unsere Gewinne nehmen.“ Doch das wird zunehmend schwieriger. 2012 erzielte das KK bei einem Umsatz von rund 100 Mio Euro noch ein Plus von 3 Mio. Euro. Ob 2013 bei steigenden Personal-, Sach-, Energie- und Versicherungskosten etwas übrig bleibe, sei schwer abzusehen.

In die Verlustzone ist noch keines der in einer Stichprobe befragten Krankenhäuser in Bochum gerutscht, den Sparkommissar im Haus haben aber alle. „Wir schreiben seit Jahren schwarze Zahlen, spüren aber dennoch den wirtschaftlichen Druck“, teilte Bianca Braunschweig vom Knappschaftskrankenhaus Langendreer mit. Und für das Bergmannsheil berichtete Robin Jopp von einer „schwarzen Null“ für das Geschäftsjahr 2012. Mit Blick auf Tarifabschlüsse und Investitionen sei es aber „eine enorme Herausforderung für das Bergmannsheil, auch 2013 eine schwarze Null zu erreichen. Zu erzielen ist dies letztlich nur über weitere Leistungssteigerungen“.

"Eingriff von Krankenkassen genehmigen lassen"

Dass aus Kostendruck unnötig viel operiert oder behandelt werde, streiten alle Häuser ab. „Wir hätten kein Problem damit, uns jeden Eingriff vorab von den Krankenkassen genehmigen zu lassen“, sagt Ulrich Froese. „Nur uns im Nachhinein vorwerfen zu lassen, unnnütze medizinische Versorgung erbracht zu haben, ist mehr als unsachgemäß.“

Ulrich Froese befürchtet, dass der geplante Abbau von zehn Prozent der Klinikbetten in Nordrhein-Westfalen zu einer „dramatische Unterversorgung“ führt. Froese: „Es bestehen jetzt schon Wartelisten.“

Für 2014 kündigt Froese Einschnitte an, wenn sich die Finanzierung nicht ändert. „Mit all den notwendigen Konsequenzen, von Stellenabbau, der praktisch gar nicht möglich ist, bis hin zu Kürzungen von Weihnachtsgeld.“