Bochum. . SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens spricht sich für einheitliche Standards in den Kindergärten aus. Die Diskussion über die Zahl der Plätze sei wichtig, die pädagogische Arbeit müsse aber auch zum Thema werden, das zeigten Defizite der Kinder, die zur Grundschule kommen.
Masse ist nicht gleich Klasse. Peter Reinirkens kommt in der Debatte um den Ausbau der Kapazitäten in den Kindergärten der Blick auf die Inhalte der pädagogischen Arbeit viel zu kurz. Der neue SPD-Fraktionschef spricht sich für „annähernd einheitliche Standards“ in den Kitas aus – damit der Übergang in die Grundschule besser gelingt. Gesteuert werden könnte dieser Prozess laut Reinirkens über Zuschüsse: „Wer sich nicht an vereinbarten Standards orientiert, bekommt dann halt nichts“, sagt der 55-Jährige.
170 Kindergärten von unterschiedlichsten Trägern gibt es in Bochum. Dauerthema derzeit ist der Ausbau an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige (U3). Ab 1. August 2013 haben alle Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch. Landauf, landab sind deswegen viele Millionen Euro verbaut worden, um das vom Land vorgegebene Ausbauziel zu erreichen: ein geschätzter Bedarf von 32 Prozent.
Bochum wird dieses Ziel vermutlich erreichen, den wirklichen Bedarf schätzt die Stadt aber höher ein. Die Ergebnisse einer Elternbefragung deuten darauf hin, dass 40 Prozent U3-Kinder versorgt werden müssen. 2900 U3-Plätze wären dann vonnöten – 600 mehr als bislang angenommen. Bis 2015 soll der Ausbau gelingen, die rot-grüne Koalition stellte dafür bereits knapp zwei Millionen Euro zusätzlich in den Haushalt ein (ab 2014).
"Empfehlungs- und beratungsresistent"
„Wir brauchen aber dringend Instrumente, um die Wohltaten, die wir da schaffen, auch beim Kind ankommen zu lassen“, sagt Peter Reinirkens. „Wir haben einen Anteil von Eltern, die sind empfehlungs- und beratungsresistent.“ Der Vorsitzende des Ratsausschusses für Bildung und Wissenschaften macht das nicht an gesellschaftlichen Schichten fest. „Das betrifft alle. Wenn man bestimmten Eltern sagt, dass ihre Kinder einen Förderbedarf haben, dann wollen sie das einfach nicht wahrhaben.“
Reinirkens verweist auf andere Länder, die das „rigoroser“ handhaben, zum Beispiel England und Frankreich mit ihren Vorschul-Systemen. „Hier kann so etwas natürlich nur auf freiwilliger Basis erfolgen, ähnlich wie beim offenen Ganztag an den Grundschulen, wo sich die Träger zusammengeschlossen und einheitliche Standards vereinbart haben.“
Reinirkens zufolge drängt die Zeit. „Von den Grundschulen höre ich, dass die kognitiven und motorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten trotz Besuchs einer Kita häufig sehr zu wünschen übrig lassen. Manche Kinder können nicht einmal einen Bleistift halten, wenn sie in die Schule kommen.“