Bochum. . „Wir sind es wert“, prangt auf dem Transparent, das Lothar Dziebas mit heißem Herzen in den kaltgrauen Himmel reckt. Der Mehr-Wert, sagt der 61-jährige, kann exakt beziffert werden. Er beträgt 6,5 Prozent. So viel, wie Verdi in der laufenden Tarifrunde verlangt.

Warnstreik im öffentlichen Dienst: Rund 200 Landesbeschäftigte aus Bochum und den Nachbarstädten stärkten der Dienstleistungsgewerkschaft am Donnerstag den Rücken. Mitarbeiter der Ruhr-Uni und der Hochschule Bochum, des Land- und Amtsgerichts, Polizisten, Feuerwehrmänner, Lehrer: Bei einem Protestmarsch morgens von der Ruhr-Uni in die Innenstadt und einer Kundgebung auf dem Husemannplatz stellten sie sich hinter die Forderung von Verdi nach 6,5 Prozent mehr Geld.

„Überzogen? Weiß Gott nicht. Das würde ja gerade mal den Inflationsverlust ausgleichen, den wir in den vergangenen Jahren erlitten haben“, sagt Lothar Dziebas, der ganz vorn an der kleinen Bühne Stellung bezogen hat. Als Handwerker ist der 61-Jährige an der Hochschule Bochum in Querenburg beschäftigt. Der gelernte Elektroinstallateur kümmert sich vor allem um die Medientechnik. Eine wichtige, eine anspruchsvolle Aufgabe, für die der Familienvater eine faire Bezahlung erwartet. „Klar, man hat sein Auskommen. Aber es darf nicht sein, dass wir bei den Lohnzuwächsen Jahr für Jahr vergessen werden. 6,5 Prozent: Das kann, das muss sich die öffentliche Hand für uns leisten können!“

Verdi-Chefin ist zufrieden

„Seit 15 Jahren gilt: Geiz ist geil. Wir haben den Anschluss an die Privatwirtschaft längst verloren!“, dröhnt es auch auf der Bühne. Jochen Bauer (GEW), Obmann der GEW Bochum, macht in den Lehrerzimmern eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aus: hier die Beamten, dort die angestellten Pädagogen. Nicht nur für diesen Berufsstand sei die Richtung glasklar: „Gute Arbeit. Gute Leute. Gutes Geld!“

„Guter Anfang“, reibt sich derweil Gudrun Müller die eiskalten Hände. Zwar bleibt die Teilnehmerzahl deutlich hinter den angekündigten 350 Kollegen zurück. „Für den ersten Aufschlag bin ich bei diesen eisigen Temperaturen aber sehr zufrieden“, sagt die Verdi-Geschäftsführerin.

Die Gewerkschaften bereiten weitere Aktionen und Warnstreiks vor. Am 6. März soll es in Düsseldorf rund gehen. Lothar Dziebas wird wieder die Fahne hochhalten.