Bochum. . Opel-Werksleiter Manfred Gellrich kritisiert in einem Brief an die Bochumer Belegschaft scharf die Informationspolitik der Arbeitnehmervertreter. „Dass vertrauliche Inhalte direkt nach jeder Verhandlungsrunde an die Medien gegeben werden, richtet einen enormen Schaden an“, schreibt Gellrich.
Ganz offensichtlich will Manfred Gellrich mit der Sonderausgabe des Mitarbeiterbriefs „BoIntern“ von Mittwoch in erster Linie die Aussagen von IG Metall und Betriebsratschef Rainer Einenkel zur Absage der Verhandlungsrunde am Rosenmontag widerlegen.
Wie berichtet, soll der Opel-Vorstand laut Gewerkschaft und Betriebsrat die Gespräche mit der Begründung abgesagt haben, dass es noch keine konkreten Konzepte für die Zukunft des Standortes Bochum nach dem geplanten Ende der Automobilproduktion (Ende 2014 oder Ende 2016) gebe. „Die haben einen Plan zum Abwickeln, aber nicht zum Entwicklen“, sagte Einenkel.
Das Angebot der Geschäftsleitung
Gellrich widerspricht dieser Darstellung: „Die ursprünglich für Montag, 11. Februar, geplanten Gespräche wurden auf kommenden Freitag und Samstag vertagt, um allen Beteiligten etwas mehr Zeit zu geben, sich auf die nächste Verhandlungsrunde vorzubereiten.“ Die Geschäftsleitung habe der IG Metall und dem Betriebsrat folgendes Angebot unterbreitet:
- Das Unternehmen ist bereit, die Produktion des Zafira Tourer erst zum Auslauf des Modells – voraussichtlich Ende 2016 – zu beenden, statt bereits Ende 2014.
- Wir wollen den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2016 verlängern.
- Wir wollen eine vierstellige Anzahl von hochwertigen Industriearbeitsplätzen bei Opel in Bochum behalten.
- Wir sind bereit, über eine Fortführung der Getriebeproduktion zu sprechen.
- Wir tragen die Verantwortung für das Projekt „Bochum Perspektive 2022“ - insbesondere personell und finanziell. Wir verbinden damit das klare Ziel, eine möglichst hohe Anzahl von tarifgebundenen Arbeitsplätzen zu schaffen.
- Wir wollen attraktive Abfindungs- und Altersteilzeitangebote erarbeiten.
- Wir wollen Bochumer Mitarbeitern bei Bedarf Arbeitsplätze in anderen deutschen Opel-Werken anbieten.
Gellrich schreibt außerdem, dass Opel offen für realistische und wirtschaftlich tragbare Alternativen sei. „Diese konkreten Vorschläge müssen allerdings vom Betriebsrat vorgelegt werden.“
Kritik an Gewerkschaft und Betriebsrat
Der Werksleiter fordert den Betriebsrat daher auf, sich konstruktiv an der Entwicklung neuer Perspektiven für Bochum und für die Mitarbeiter einzubringen und das vorliegende Angebot nicht einfach auf dem Tisch liegen zu lassen.
Scharfe Kritik übt Gellrich dabei an der Informationspolitik von Gewerkschaft und Betriebrat: „Dass vertrauliche Inhalte direkt nach jeder Verhandlungsrunde an die Medien gegeben werden, richtet einen enormen Schaden an. Die daraus resultierenden Negativ-Schlagzeilen verunsichern Sie – liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und sie verunsichern auch unsere Kunden. Das beschädigt unser Image und schadet unserem Geschäft.“
Es sei an der Zeit, sich auf die Verhandlungen zu konzentrieren, ebenso wie auf die Produktion von Qualitätsprodukten – und nicht auf die Produktion von Negativ-Schlagzeilen, so Gellrich abschließend.