Bochum. .
In dem Streit um die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage 2013 schiebt die Gewerkschaft Verdi den schwarzen Peter in Richtung Rathaus. „Es geht hier um die Frage der Glaubwürdigkeit von Politik“, sagte Geschäftsführerin Gudrun Müller am Dienstagabend beim Neujahrsempfang. „Der Kompromiss aus 2012 muss gelten.“
Wie berichtet, fordert die „Allianz für den freien Sonntag“ – ein Bündnis aus Kirchen und Gewerkschaften, dass es in diesem Jahr weniger als die neun vom Einzelhandel beantragten verkaufsoffenen Sonntage in Bochum geben soll. Der Rat hatte 2012 eine Reduzierung beschlossen.
Örtliche Presse auf Seite des Einzelhandels?
Müller kritisierte die Wünsche des Bochumer Einzelhandels, der seine Geschäfte nicht vorrangig nur zu Brauchtums- und Traditionsfesten öffnen wollte. „Viele Anlässe sind an den Haaren herbeigezogen“, sagte Müller. Als Beispiel nannte sie die Immobilienbörse in der City. Von der Sonntagsarbeit betroffen sind laut Müller vor allen Dingen Teilzeitbeschäftigte und Minijobber; zumeist Frauen, die mit Hungerlöhnen abgespeist würden und in deren Unternehmen keine Betriebsräte existierten.
„Verwaltung und Politik knicken vor den Interessen des Einzelhandels ein“, so Müller. Sonntagsarbeit einzudämmen sei umso wichtiger, da die Arbeitgeber den Manteltarif gekündigt hätten. Müller: „Dabei sind natürlich die Zuschläge im Blick.“ Die Verdi-Geschäftsführerin kritisierte zudem die örtliche Presse, die einseitig Stimmung für den Einzelhandel mache.
Müller ruft zum Protest auf
Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, die ebenso wie ihr Amtskollege Horst Schiereck aus Herne (beide SPD) vor den rund 100 Gästen im Gewerkschaftshaus an der Universitätsstraße ein Grußwort sprach, ging nur kurz auf Müllers Vorwürfe ein. Sie sei ganz entschieden anderer Meinung und daher müssten die Gespräche fortgesetzt werden.
Zweites großes Thema auf dem Verdi-Empfang war der Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit. Müller erinnerte an den Aktionstag „UmFAIRteilen“ im September 2012, der 6000 Menschen auf die Beine brachte. Am 13. April dieses Jahres soll es erneut eine große Aktion geben. Müller kritisierte den geplanten Abbau von 1000 Stellen bei der Stadtverwaltung Bochum. „Einen Aufschrei dazu vermisse ich bis heute.“
Großen Applaus erhielt Müller für ihre Solidaritätsbekundung in Richtung Opel. „Lohnverzicht hat noch nie dauerhaft Arbeitsplätze gerettet“, sagte Müller.