Bochum. . Was viele lange befürchteten, am Montag wurde es Gewissheit: Die Konzernmutter GM hat das Ende der Autoproduktion im Bochumer Opel-Werk verkündet: 2016 ist Schluss. Die Nachricht platzte mitten in die Verhandlungen über eine Sanierung des Autoherstellers. Der Betriebsrat kündigt Widerstand an.
Nur zwölf Minuten nahm sich der leitende Opel-Vorstand Thomas Sedran am Montagmorgen Zeit, der Belegschaft des Bochumer Opel-Werks das Aus zu verkünden. Mit dem Auslaufen des in Bochum gebauten Modells Zafira voraussichtlich Ende 2016 sollen im Ruhrgebiet keine Fahrzeuge mehr gefertigt werden. Damit müssen die meisten der nach Betriebsratsangaben 4000 Mitarbeiter in Bochum mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen.
Erhalten bleiben soll lediglich das Warenverteilzentrum mit rund 450 geringer qualifizierten und bezahlten Stellen. Möglich sei laut Sedran eine Fertigung von Teilen für die Automobilproduktion mit einigen Hundert Stellen.
Am Ende für die Getriebefertigung im Werk II im Stadtteil Langendreer mit 300 Beschäftigten hält Opel aber fest. Das Ziel der Verhandlungen mit dem Betriebsrat sei es, bis 2016 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen und den Stellenabbau fair zu gestalten, teilte das Unternehmen mit.
Einenkel kündigt eine Protestwelle an
Der Betriebsrat um seinen Vorsitzenden Rainer Einenkel kündigte eine Protestwelle gegen die Schließungspläne an. „Wir lassen uns nicht zu einem Streik provozieren.“ Die im Oktober verschobene Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Werks am nächsten Samstag stehe nun unter dem neuen Motto „Jetzt erst recht!“ Der Betriebsrat rechnet mit 20 000 Besuchern. Das Unternehmen habe mehrfach versucht, diese Veranstaltung zu verhindern. Zuvor tagt am nächsten Donnerstag der Opel-Aufsichtsrat. Voraussichtlich steht die Schließung auf der Tagesordnung.
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Wie es nun weitergeht, will die IG Metall bis spätestens Anfang kommender Woche klären. Schließlich hat Opel-Muttergesellschaft General Motors das Aus für Opel in Bochum mitten in den Verhandlungen über eine Sanierung des kriselnden Unternehmens und über die noch geltende Stundung der letzten Lohnerhöhung verkündet. „Es herrscht Wut und Empörung, der Frust sitzt tief“, sagte ein IG-Metall-Sprecher.
Bis zu 20.000 Jobs in NRW hängen an Opel
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) forderte eine klare Perspektive für Bochum, ebenso Ruhr-Bischof Franz-Josef Overbeck. Nach Berechnungen der IHK Mittleres Ruhrgebiet hängen bis zu 20 000 Jobs in NRW direkt und indirekt von dem Automobil-Hersteller ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bedauere die Schließung ganz außerordentlich, sagte ein Sprecher der Bundesregierung.
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Beim unerwartet plötzlichen Abgang von Thomas Sedran und seiner beiden Vorstandskollegen kam es im Bochumer Veranstaltungsort RuhrCongress zu einem Zwischenfall. Ein Vertrauensmann der IG Metall forderte hinter der Bühne Sedran zum Bleiben auf und wurde von zwei Wachmännern Sedrans zu Boden geworfen. Er blieb unverletzt.