Bochum. Immer mehr Amtsträger aus Poltik und Wirtschaft beklagen das angekündigte Aus für die Autoproduktion bei Opel in Bochum im Jahr 2016. Bundestagspräsident Norbert Lammert etwa spricht von einem “schweren Schlag für die Beschäftigten wie die Stadt Bochum“.
Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident: „Die Opel-Automobil-Produktion in Bochum ist vom Bund, dem Land und der Stadt über jetzt mehr als 50 Jahre intensiv gefördert worden. Die Politik kann allerdings Standorte nicht gegen, sondern nur mit den betroffenen und interessierten Unternehmen sichern. Die Entscheidung von GM, den Standort Bochum zu schließen, ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten wie die Stadt Bochum, die nach der Werksschließung von Nokia einmal mehr industrielle Arbeitsplätze verliert. Bochum sollte sich entschlossen auf seine neuen Potenziale und deren Weiterentwicklung konzentrieren, insbesondere den Gesundheitscampus und die wachsenden Ansiedlungen von forschungs- und technikorientierten Betriebsgründungen.“
Dr. Frithjof Schmidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen Bundestagsfraktion: „Eine frohe Adventszeit sieht anders aus. Für die Arbeitnehmer und die Region ist die Entscheidung von General Motors ein herber Schlag. Ich fordere die Opel Geschäftsführung und General Motors auf, sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu werden. Opel muss seinen Arbeitnehmern und ihren Familien eine schlüssige Zukunftsperspektive an die Hand geben. Die in Aussicht gestellten Arbeitsplätze im Lagerbereich und die in der geplanten Komponentenfertigung reichen dabei nicht aus. Die Opelmitarbeiter haben in der Krise mit Lohnverzicht ihre Solidarität für Opel gezeigt, nun ist das Management am Zug. Verantwortung muss Opel auch gegenüber seinen Zulieferern aus der Region und deren Mitarbeitern zeigen. Auch hier sind tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Aus dieser Verantwortung dürfen sich Opel und General Motors nicht stehlen. Opel muss sich auch um die Entwicklung der ehemaligen Betriebsflächen kümmern...Eigentum verpflichtet.“
Ausbildungsplätze bei Opel dürfen nicht ersatzlos wegfallen
Manfred Preuß, stellvertretender Vorsitzender der grünen Ratsfraktion: “Opel hat bisher in einem sehr breiten Spektrum qualifiziert ausgebildet. Neben den traditionellen gewerblichen und kaufmännischen Ausbildungen war bei Opel als einem der wenigen Anbieter auch Ausbildung im zukunftsträchtigen Bereich Elektromobilität möglich. Diese Chance darf der Region nicht verlorengehen. Als stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses weiß ich um die Schwierigkeiten vieler Jugendlichen, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Deshalb muss alles daran gesetzt werden, dass die Ausbildungsplätze bei Opel nicht ersatzlos wegfallen, falls die Autoproduktion aufgegeben wird. Auch dieses Thema muss Bestandteil der Zukunftsinitiative 2022 sein.”
Die Bochumer Bundes- und Landtagsabgeordneten der SPD, Thomas Eiskirch (MdL), Carina Gödecke (MdL), Serdar Yüksel (MdL) und Axel Schäfer (MdB): „Es ist ein bitterer Tag für Bochum, die Beschäftigten und ihre Familien. Ihnen gilt unsere uneingeschränkte Solidarität. Opel hat verkündet, was es in Bochum nicht mehr will, blieb aber im Nebulösen, wie sie selbst die Zukunft des Standortes sieht. Hier müssen schnell konkrete und belastbare Angebote auf den Tisch. Heute sehen wir das Ergebnis eines langen Zermürbungsprozesses durch General Motors. Immer wieder hat der US-amerikanische Mutterkonzern aufgrund betriebswirtschaftlicher Erwägungen die verschiedenen Werke in Europa gegen einander ausgespielt. Öffentliche Verlautbarungen aus Detroit, geplatzte Gespräche über die Zukunft des Werkes, aber auch die fehlende Öffnung für weitere Marken des Konzerns und für internationale Märkte haben die Marke Opel geschwächt... Stadt, Land und Bund sind in der Pflicht darauf zu achten, dass auf die Behauptung des Opel-Vorstandes, sich seiner sozialen und standortpolitischen Verantwortung bewusst zu sein, Taten folgen.“
„Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben“
Der Herner SPD-Bundestagsabgeordnete Gerd Bollmann und der Herner SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt: „Die Ankündigung des Auslaufens der Autoproduktion im Jahr 2016 am Standort Bochum durch den Opel-Vorstand ist ein schwerer Schlag für die Arbeitnehmer. In Bochum, aber auch in Herne leben zahlreiche Opelaner. Leider hat sich diese bedauerliche Nachricht in den Entwicklungen der letzten Jahre schon angedeutet... Jetzt kommt es darauf an, dass die Perspektiven für den Industriestandort umgesetzt werden. Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Vor allem aber muss jetzt konkret ein Konzept für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze am Opelstandort ausgearbeitet werden. Dabei ist auch General Motors gefordert. Die Ausweitung der Warenauslieferung und vor allem eine mögliche Komponentenproduktion darf kein leeres Versprechen sein.
Herbert Schulte, Landesgeschäftsführer vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW): „Wir dürfen uns auf keinen Fall erlauben, auf das Wissen der Beschäftigten, die Erfahrung und das eingespielte Branchengeflecht tausender Zulieferbetriebe zu verzichten und den Standort ersatzlos untergehen zu lassen. Immerhin hängen an jedem Beschäftigten bei Opel etwa sieben Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie... Es ist wichtig, den Blick nach vorne zu richten und das vorhandene Potenzial sowie die bestehenden regionalen Wertschöpfungsketten als Basis neuer Technologien zu nutzen. Die Region benötigt industrielle Arbeitsplätze in gleicher Weise, wie sie Kapazitäten in den Technologien der Zukunft, wie der Elektromobilität, aufbauen sollte.“
„Sehr enttäuscht“
Piratenpartei Bochum: „Die Piratenpartei ist sehr enttäuscht über die Entscheidung. Nach vielen Jahren des Bangens und Hinhaltens ist jetzt, kurz vor Weihnachten, die Katze aus dem Sack. In den vergangenen Jahren hat der GM-Konzern immer wieder mit hohem Druck die Mitarbeiter zu Verzicht gezwungen und dem Ansehen der Marke geschadet. Jahrelang kamen die Diskussionen um den Standort nicht zur Ruhe und belasteten die Arbeitnehmer und deren Angehörige mit der ständigen Sorge um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz.“
Bastian Gläser, Kreisvorsitzender der FDP Bochum: „Nach langer Hängepartie hat GM nun endlich die Karten auf den Tisch gelegt. Was sich lange abgezeichnet hatte und befürchtet wurde, ist nun eingetreten. Den Beschäftigten diese Klarheit allerdings so spät und dann gerade mal zwei Wochen vor Weihnachten zu offenbaren, ist alles andere als guter Stil. Vielmehr hat GM damit erneut ein Beispiel dafür geliefert, wie internationale Konzerne mit Mitarbeitern in Deutschland nicht umgehen sollten... Für den Standort Bochum muss nun eine Perspektive für die Zukunft entwickelt werden. Dabei dürfen Bochum und das Ruhrgebiet nicht zu einem reinen Industriemuseum verkommen. Die industrielle Fertigung muss hier weiterhin ihren Platz haben, um so viele Arbeitsplätze wie möglich im Bereich der Komponenten- und Zulieferindustrie zu erhalten und Chancen für neue Beschäftigung im industriellen Sektor zu schaffen. Jede politisch motivierte Verdrängung der industriellen Fertigung verbietet sich daher. Wenn die bereits gegründete Arbeitsgruppe ‚Bochum Perspektive 2022‘ eine Nutzung für innovative Technologien, Gewerbe und Mittelstand vorsieht, wird das unsere ausdrückliche Unterstützung erfahren."