Bochum. Auf 110.000 Euro bemisst sich der Vorschuss, den Sascha Hellen von Stadtwerke und Sparkasse kassierte. Über den Stadtwerke-Anteil von 60.000 Euro für zehn vereinbarte Atriumtalk-Runden schwieg sich Hellen gegenüber den Wirtschaftsprüfern aus. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft etliche Strafanzeigen.

Bernd Wilmert hat die Kosten für die Reihe Atriumtalk schöngerechnet. 87.000 Euro seien durchschnittlich pro Promitreff ausgegeben worden, berichtete der Stadtwerke-Chef unlängst im Rat. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn man die ausgefallene Runde mit Mario Adorf aus dem November 2008 (Kosten: 39.035 Euro, davon 10.000 € „Krankengeld“ für Adorf) und die noch nicht abgerechnete Veranstaltung mit Hans-Dietrich Genscher (Kosten bislang: 43.496 €) mit aufführt.

Wie aus dem Bericht der in der Honoraraffäre eingeschalteten Wirtschaftsprüfer hervorgeht – er liegt der WAZ vor, waren fast alle anderen Atriumtalks teurer, zum Teil sogar deutlich. Die Kosten (in Euro): R. v. Weizsäcker (108.851), J. Fischer (88.679), P. Maffay (89.629), U. Hoeneß (79.911), J. Gauck (96.397), S. Berger (104 496) und P. Steinbrück (106 .892).

Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken und Hellen Medien GmbH

Deutlich wird auch die Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken und der Hellen Medien GmbH. So basierte diese von 2008 bis 2010 allein auf mündlichen Absprachen. Erst nachdem der Rat falsch über die Verwendung der üppigen Redehonorare informiert worden war (Stichwort: Spenden), gab es eine schriftliche Vereinbarung. Sascha Hellen erhielt demnach Ende 2010 auf einen Schlag 60.000 Euro für zehn Atriumtalks, die er von 2011 bis 2015 organisieren sollte. Die Stadtwerke auf Befragung der Wirtschaftsprüfer: Der Bitte nach Vorauszahlung sei man gefolgt, um die erfolgreiche Veranstaltungsreihe nicht zu gefährden. „Herr Hellen hat uns zu diesem Sachverhalt keine konkreten Angaben gemacht“, schreiben die Wirtschaftsprüfer.

Auffällig ist dies allemal, da Hellen nach WAZ-Informationen fast zeitgleich rund 50.000 Euro, jeweils zur Hälfte von Stadtwerken und Sparkasse, als Vorschuss für die Organisation eines Konzertes von Paul McCartney erhielt, das bis heute nicht stattgefunden hat (wir berichteten).

Staatsanwaltschaft ist am Ball

Mittlerweile ist in Sachen Honoraraffäre die Staatsanwaltschaft Bochum am Ball. In den vergangenen Tagen sei eine fast zweistellige Anzahl an Anzeigen von Privatpersonen eingegangen, bestätigte Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert auf Anfrage. Sie würden sich gegen alle Hauptakteure des Sachverhalts richten. Die Anzeigenerstatter sprechen von Untreue oder Betrug oder anderen Straftaten. Kuhnert: „Das sind alles Wertungen, die wir vorzunehmen haben, um zu prüfen, ob ein Anfangsverdacht eines strafbaren Verhaltens besteht.“ Ende November könne ein Ergebnis vorlegen.