Bochum. . An 173 Empfänger floss im letzten Jahr Geld von den Bochumer Stadtwerken, die für Marketing und Sponsoring vier Millionen Euro ausgeben. Jetzt soll diese Förderung komplett auf den Prüfstand.
Für Bernd Wilmert, dem kunstsinnigen Geschäftsführer der Bochumer Stadtwerke, gehört es schon zum Alltagsgeschäft, dass jemand an seine Tür klopft, um finanzielle Förderung nachsucht und sie auch bekommt. 173 Mal geschah das allein im letzten Jahr. Oft wird das mit einem Kooperationsvertrag besiegelt. An Geld fehlt es den Stadtwerken nicht: Für Marketing und Sponsoring standen bisher vier Millionen Euro jährlich bereit.
Hin und wieder treten die Stadtwerke dabei als Retter auf. So waren sie für einen Millionenbetrag Eigentümer des Theatergebäudes von „Starlight-Express“ geworden. Das geschah, weil es im Interesse der Stadtoberen und führender Politiker lag, das über Deutschland hinaus bekannte Rollschuhmusical aus Image-Gründen weiter in Bochum gastieren zu lassen.
Mit rund 400 000 Euro stopften die Stadtwerke ein anderes Loch. Dabei handelte es sich um eine Unterdeckung im Schauspielhaus-Etat. Im Gegenzug „kauften“ die Stadtwerke dafür eine Reihe Vorstellungen. Auch für das künftige Musikzentrum an der Viktoriastraße halten die Stadtwerke eine halbe Million Euro bereit.
Treffen in der Residenz am Ostring
Oft springen die Stadtwerke mit ihrem „Schattenhaushalt“ ein, weil die Stadt, jahrelang gedeckelt von Haushaltssperre, derlei „freiwillige Leistungen“ nicht mehr erbringen durfte. Doch wenn es galt, besonders populäre Interessen zu wahren, trafen sich führende Kommunalpolitiker, SPD-Fraktionschef Heinz-Dieter Fleskes und sein Vorgänger Heinz Hossiep an der Spitze, gern zum weiterführenden Gespräch bei Bernd Wilmert in der Stadtwerke-Residenz am Ostring.
Dort wurde auch im kleinen Kreis vereinbart, dass die Stadtwerke dem VfL Bochum finanziell beispringen sollte: Zunächst einmal mit 7,5 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre. Später, in der zweiten Liga, reduzierte sich das auf 900 000 Euro jährlich. Dafür durften die Stadtwerke das Ruhrstadion nach ihrer Energiemarke benennen - Rewirpower. Guten Freunden gegenüber bekannte Wilmert, dass er auf diese unpopuläre Umbenennung überhaupt nicht scharf gewesen war - das hätte der Aufsichtsrat der Stadtwerke entschieden.
Für gleich drei Veranstaltungen von Sascha Hellen griffen und greifen die Stadtwerke ordentlich in ihre Schatulle: Für den hauseigenen Atriumtalk wurden gleich zehn Veranstaltungen geordert, alljährlich fließen zudem Mittel des städtischen Energieversorgers in den Super-Promi-Treff „Steiger Award“ (Verträge bis 2015) und in die illustren Diskussionsrunden der „Herausforderung Zukunft“, wo jüngst so unterschiedliche Charaktere wie der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter und Ex-Bundespräsident Christian Wulff über „Ethik in der Politik“ grübelten.
Seit die Stadt klamm ist, müssen die Stadttöchter ran, neben der Sparkasse eben auch die Stadtwerke. Das wird beim alljährlichen Zeltfestival am Stausee besonders augenfällig - das eine Zelt ist das Sparkassenzelt, das andere nach den Stadtwerken benannt. Und als 500 Sozialdemokraten beim Städtetag in der Stadion-Lounge bewirtet und bespaßt wurden, lösten die Stadtwerke das über eine Agentur.