Bochum. . Wirtschaftsprüfer sollen nun Licht ins Dunkel der Honorar-Affäre bei den Stadtwerken Bochum bringen. Der Aufsichtsrat, der Sascha Hellen erneut nicht anhörte, will bis Freitag Ergebnisse sehen. Unterdessen teilte die Sparkasse Bochum der WAZ mit, dass sie den Steiger Award nicht mehr finanziell unterstützen werde.
Zweite Sitzung, zweite Pleite: Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (64, SPD) blieb auch am Dienstag die versprochene „restlose Aufklärung“ schuldig, die sie mit Blick auf die Affäre um Redehonorare beim Promitreff Atriumtalk der örtlichen Stadtwerke den Bochumer Bürgern versprochen hat (Peer Steinbrück, Joachim Gauck, je 25 000 Euro).
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Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche tagte am Dienstag der Stadtwerke-Aufsichtsrat. Schon vor der dreieinhalbstündigen Sitzung deutete sich die erneute Vertagung des längst überfälligen Befreiungsschlages in dem Skandal an, der bundesweit Schlagzeilen produziert. Der Beschluss des Rates, das städtische Rechnungsprüfungsamt die Verträge und Absprachen zwischen der Hellen Medien GmbH und den Stadtwerken akribisch durchleuchten zu lassen, war nämlich hinfällig geworden. Der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, Alfons Jost, hatte sich für befangen erklärt, weil er mit Sascha Hellen gut bekannt ist. Das erklärte der ebenso wie Hellen aus Wattenscheid stammende Jost gestern im Aufsichtsrat.
Hellen wartete beim Italiener vergeblich auf die Chance, sich zu erklären
Sascha Hellen indes wurde wieder nicht gehört. Er habe keine Einladung, sagte Hellen der WAZ mittags. „Ich hätte mir gewünscht, dass man mit mir, anstatt nur über mich spricht.“ Wenig später teilte Hellen mit, dass er angerufen und gebeten worden sei, sich auf Abruf parat zu halten. Beim Italiener San Marco wartete Hellen aber vergeblich auf die Chance, seine Sicht der Dinge darstellen zu dürfen.
„Das Interesse mit Hellen zu sprechen bestand mehrheitlich nicht“, sagte Ottilie Scholz. Die Untersuchung der Affäre übernehmen nun Wirtschaftsprüfer aus Essen. Ein Vertreter der Märkischen Revision teilte bereits gestern im Aufsichtsrat mit, wie das genau erfolgen wird. „Freitagnachmittag werden die Ergebnisse vorliegen“, versprach Ottilie Scholz. Der Aufsichtsrat werde dann erneut zu einer Sondersitzung zusammentreten und den Vorgang abschließend bewerten.
Sparkasse Bochum wird Steiger Award nicht mehr finanziell unterstützen
Während die Stadtwerke – nach WAZ-Informationen auf Druck von Ottilie Scholz – bislang weiter offiziell an der Zusammenarbeit mit Sascha Hellen bei den Projekten „Steiger Award“ und „Herausforderung Zukunft“ festhalten, erklärte Sparkassen-Chef Volker Goldmann gestern gegenüber der WAZ klipp und klar den Ausstieg seines Hauses. „Ich sehe im Moment bei uns keine Bereitschaft, sich weiter am Steiger Award zu beteiligen“. 125 000 Euro pro Jahr zahlten die Stadtwerke an die Hellen Medien GmbH, die Sparkasse 62 500 Euro. Laut Berechnungen des WDR sollen mittlerweile mehr als eine Million Euro von den Stadttöchtern an die Hellen Medien GmbH geflossen sein.