Bochum. .

Für das Image der Stadt Bochum gerät die aktuelle Debatte um Honorare für Promis, Sponsoring und Promi-Schauläufe mehr und mehr zum Super-Gau. Medien, ob online oder klassisch im Print, berichten landauf, landab über das hausgemachte Kommunikationsdebakel. Vor dem sich ungläubig die Augen reibenden Publikum entfaltet sich eine Art (Anti-)Lehrstück für jeden PR-Experten.

Geradezu genüsslich legt die Süddeutsche Zeitung die Finger in die Wunde. Eine ganze Seite, ihre prominente „Seite Drei“, widmet sie Bochum. Eine Ehre, eine zweifelhafte. Die SZ spielt es doppelsinnig ins Blatt: „Im Kohle-Revier“. Die Unterzeile bringt die Sache auf den Punkt: „Geben und nehmen. Ein Besuch in Bochum, wo die Stadtwerke noch viel Geld haben – nicht nur für Peer Steinbrück.“

Aufklärung ist nötig

Prof. Jörg Bogumil beobachtet das Gebaren vor Ort kopfschüttelnd. Als Inhaber des Ruhr-Uni-Lehrstuhls für öffentliche Verwaltung, Stadt- und Regionalpolitik und Kenner der örtlichen Bezüge findet er deutliche Worte: „Offenbar sind die politischen Entscheidungsträger der Stadt Bochum mit dem Krisenmanagement überfordert.“

Es sei „dilettantisch“, wie Stadt und Stadtwerke-Aufsichtsrat versuchten, angesichts des ungeheuren Medieninteresses dieser Situation Herr zu werden. Was jetzt nötig sei, Aufklärung, passiere nicht: „Die Verträge, sie hätten sofort offengelegt werden müssen.“ Er ist gespannt, was der Aufsichtsrat nach der Freitagssitzung erklären wird.

Effekt wie bei Nokia

Carsten Köchel ist Geschäftsführer des Bochumer Kommunikationsspezialisten „Comkom“ und Präsident des Marketing-Clubs. „Wir sollten vermeiden, immer nur Bad-News zu produzieren“, so der Marketing-Stratege. Er findet, dass bei der Debatte das Engagement der Stadtwerke etwa für kleinere Initiativen aus dem sozialen Bereich unter die Räder komme.

„Der Effekt für Bochum erinnert mich fatal an Nokia oder Opel, dabei gibt es in dieser Stadt so viele großartige Entwicklungen.“ Der Werbe-Profi nennt das Musikzentrum. Es werde vergessen, dass dort ein Treffpunkt für junge Musiker, für Nachwuchskünstler entstehe und nicht etwa ein Musiktempel, wie es oft transportiert werde. Gerade in der aktuellen Situation gelte es, sich auf die Stärken zu fokussieren, die Leute wüssten sehr wohl, warum diese Stadt so lebens- und liebenswert sei, nur es sei schwer, dies zu kommunizieren.

Köchels Credo: „Der Kölner weiß genau, dass er jeck ist. Die Bochumer wissen manchmal nicht so genau, worauf sie stolz sein können.“ Am ehesten eigne sich dabei noch der Grönemeyersche Text-Fetzen. „Bist ‘ne ehrliche Haut“.