Bochum.. In Bochum wird es keinen “Atriumtalk“ mehr geben. Die Stadtwerke stellen die Reihe nach der Honorar-Affäre um SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ein, der derweil angekündigt hat, das Geld spenden zu wollen. Personelle Konsequenzen soll der Eklat indes nicht haben.
„Man muss jedem die Chance geben, aus Fehlern zu lernen“, sagte Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Ottilie Scholz (SPD) nach der zweistündigen Sitzung im Rathaus. Zwar bestätigte Scholz, dass nur zwei der acht Redner des „Atriumtalks“ ihr Honorar gespendet haben, obwohl die Stadtwerke ihre 2008 begonnene Gesprächsabende als „Charity-Reihe“ propagieren.
Dies sei aber allein auf eine „Schwachstelle“ bei der Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken und Medienberater Sascha Hellen zurückzuführen. Mit dem gebe es sehr wohl einen Vertrag. Die Spenden-Vorgabe für die prominenten Redner sei aber nur mündlich vereinbart worden. Eine Kontrolle habe es nicht gegeben. Ein – so Scholz – „bedauerlicher handwerklicher Fehler“, der bei künftigen Veranstaltungen vermieden werden müsse.
Der „Atriumtalk“ wird nicht mehr dazugehören. OB Scholz verkündete am Donnerstag das Aus für die Reihe, zu der zweimal im Jahr Großkunden und wichtige Persönlichkeiten eingeladen wurden. Laut Scholz haben die Stadtwerke pro Abend insgesamt 90.000 Euro aufgewendet. Für die Oberbürgermeisterin eine „vertretbare Summe“ gemessen am Gesamtumsatz des Energielieferanten. Wenn hochkarätige Redner diese Summe fordern, „muss man sie auch zahlen“.
Verbesserte Kontrollmechanismen nötig
Ob die Stadtwerke auch die Unterstützung weiterer Hellen-Veranstaltungen in Bochum („Steiger Award“, „Herausforderung Zukunft“) einstellen, ließ die Aufsichtsratsvorsitzende offen. Grundsätzlich gelte es für die Stadtwerke, kurzfristig ein neues Marketing- und Sponsoringkonzept mit verbesserten Kontrollmechanismen zu entwickeln – auch, um einen weiteren Imageschaden von Bochum und den beteiligten Akteuren abzuwenden. Einzelheiten sollen bei der nächsten ordentlichen Aufsichtsratssitzung am Dienstag nächster Woche besprochen werden.
Der Opposition im Bochumer Rat reicht das nicht. Klaus Franz (CDU) bekräftigte nach der Aufsichtsratssitzung seine Forderung nach personellen Konsequenzen. Die Stadtwerke hätten „dilettantisch gearbeitet“. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll auf Antrag der CDU so schnell wie möglich das Finanzgebaren zwischen den Stadtwerken und Hellen unter die Lupe nehmen.
Derweil teilt SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit, dass er sein 25.000-Euro-Honorar vom „Atriumtalk“ im November 2011 spenden wolle. OB Scholz soll ihm dazu drei gemeinnützige Einrichtungen in Bochum vorschlagen.