Bochum. . Vor rund 100 Frauen wurden die Ergebnisse einer Untersuchung über die Qualität von Kindertagesstätten, Krippen und Tagespflege vorgestellt. Kitas und Krippen schnitten schlechter ab als die Tagespflege.

Wer betreut die Kinder unter drei Jahren (U3), wenn Mama und Papa arbeiten gehen? Wie gut ist die U3-Betreuung? Prof. Brigit Leyendecker, Entwicklungspsychologin der Ruhr-Universität, gab am Samstag Antworten. Als Leiterin der Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern (NUBBEK) präsentierte sie ihre Ergebnisse rund 100 Frauen der Sozialhilfe katholischer Frauen bei einer Info-Veranstaltung im Haus der Stadtwerke.

Kindertagesstätte (Kita), Krippe oder Tagespflege – nicht zuletzt wegen der „Herdprämie“ ist die außerfamiliäre Betreuung von Kleinkindern ein viel diskutiertes Thema. Für die NUBBEK wurden von 2010 bis 2011 acht Standorte in der Bundesrepublik auf die Qualität der Betreuung hin untersucht, einer in Bochum. Rund 2.000 Familien nahmen teil, zwei Drittel davon hatten Kinder im Alter von zwei Jahren. Wichtigste Faktoren der Studie: der Entwicklungsstand der Kinder sowie die Zufriedenheit der Eltern und Kinder mit der Betreuung.

Mittlere Qualität

„Das wichtigste Ergebnis“, so Leyendecker: „Die meisten Betreuungseinrichtungen weisen mittlere Qualität auf mit Ausreißern nach oben und unten.“ Außerdem scheinen die Kinder von altershomogenen Betreuungs-Gruppen mehr zu profitieren als von Gruppen gemischten Alters.

Die Ergebnisse zur Tagespflege stießen bei den anwesenden Tagesmüttern auf besonderes Interesse: Krippe und Kita schneiden im Qualitätsvergleich schlechter ab. „Allerdings ist das weniger repräsentativ, da wir nur Tagesmütter untersucht haben, die sich selber bei uns gemeldet haben.“

„Kindergärten haben endlose Wartelisten und wir Tagesmütter freie Kapazitäten“

Damit stieß sie auch direkt auf ein Problem, das im Anschluss an ihren Vortrag diskutiert wurde: Tagespflege ist zu unbekannt und wenig zentral organisiert. „Seit 4,5 Jahren bin ich Pflegemutter und dauernd werden uns Knüppel zwischen die Beine geworfen“, beschwerte sich etwa Elke Sadeddeen.

Die 57-Jährige arbeitet schon ihr Leben lang mit Kindern. „Die Kindergärten haben endlose Wartelisten und wir Tagesmütter noch freie Kapazitäten.“ Dazu kämen die schlechte Bezahlung und die Unflexibilität der Ämter – je nach Wohnort des Kindes verdient sie 4,20 Euro pro Stunde. „Wir Tagesmütter sind viel mehr als nur Parkplätze, wo man die Kinder abstellt, wir wollen als Betreuungs-Einrichtung ernst genommen werden.“

Marion Bube-Tripp macht gerade erst die Ausbildung zur Tagesmutter. Die 47-Jährige hatte bisher einen Dachdeckerbetrieb geführt. „Im Dezember geht es los, und es fehlt wirklich eine Organisation im Hintergrund.“ Auch sie hat alle ihre Pflegekinder über Mundpropaganda bekommen. „Aber die Hauptsache ist: Es ist gut für die Kinder, und das zeigt die Studie ja.“