Gerthe. Das Kinderhaus in Gerthe bietet eine neue Form der Betreuung an. Tagesmütter haben sich zusammen geschlossen, das Jugendamt nennt dies „Großpflege“.

Der Stadtteil Gerthe ist um eine Kinderbetreuungseinrichtung reicher. Zum 1. Juli hat das Kinderhaus Lothringen an der Lothringer Straße 19a (im Gebäude des ehemaligen katholischen Kindergartens der St. Elisabeth-Kirche) seine Pforten geöffnet. Die ersten lieben Kleinen sind schon da, doch noch hat das neue Kinderhaus Plätze frei.

Das Besondere: Bei den freien Plätzen handelt es sich um heiß begehrte, da nur wenig in Bochum vorhandene U3-Angebote. Tagesmutter Simone Hammerschmidt (55), Gründerin der Einrichtung, nimmt Kinder vom Säuglingsalter an (4 Monate) bis zum Übergang in den Regelkindergarten (3 Jahre) in ihre Obhut.

Zur Seite stehen Hammerschmidt momentan zwei junge Kolleginnen: Melanie Ruschmeyer und Nadine Michalczik, beide 35 Jahre alt und qualifizierte, erfahrene Tagesmütter.

Simone Hammerschmidt selbst ist ursprünglich städtische Verwaltungsdienstangestellte. „Dann kamen meine drei Töchter, und ich wurde Vollzeitmutter“, resümiert die Bochumerin. „Heute sind meine Kinder groß und brauchen mich nicht mehr so stark wie früher. Darum bin ich 2006 in den Beruf der Tagesmutter eingestiegen.“ Bis zu fünf Kinder betreute Hammerschmidt privat bei sich zu Hause. Dank ihrer engagierten Art erlangte sie im neuen Job rasch das Ansehen anderer Tagesmütter und führte eine Zeit lang als Vorsitzende den Bochumer Tagesmüttervereins „Leuchtsterne e.V.“ an.

Arbeiten von zu Hause brachte auch Nachteile

Doch das Arbeiten zu Hause brachte auch Nachteile. „Ich war von Anfang an auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, um dort meine Kinder zu betreuen“, so Hammerschmidt. Denn es sei nicht immer leicht gewesen für Mann und die Töchter, wenn das eigene Zuhause durch die Tagespflegekinder „auf links gedreht“ wurde. Im Februar 2012 dann die Entdeckung. „Ich habe mitbekommen, dass der leer stehende Kindergarten meiner Kirchengemeinde zur Vermietung steht“, erzählt Hammerschmidt.

Sie fragte nach – und konnte bald darauf den Mietvertrag unterschreiben. Die frisch gebackene Existenzgründerin startete sofort mit den Renovierungsarbeiten. „Insbesondere der Garten war in rund drei Jahren Leerstand schon ziemlich verwildert“, erinnert sich Hammerschmidt.

Da die vor dem alten Kindergarten gelegene Kaplanei (Gemeindehaus mit Wohnräumen) abgerissen wurde, mitsamt der Haustechnik auch für den alten Kindergarten, musste Hammerschmidt Wasser- und Stromleitungen neu installieren lassen. Anfang Juli dann die Eröffnung. Und die ersten Platzvergaben.

Spielen im „Lütjeland“ oder im „Spatzennest“

Wer bislang nur Kindergärten kannte, die von Erzieherinnen geleitet werden (Einrichtungen von der Stadt, Awo oder DRK) oder von Eltern, die Erzieherinnen anstellen (sogenannte „Elterninitiativen“), lernt mit dem Kinderhaus noch eine weitere Variante kennen. Ein Projekt, in dem sich Tagesmütter zusammenschließen, um in eigens angemieteten Räumlichkeiten Kinder zu betreuen, nennt sich laut Jugendamt „Großpflege“, weiß Simone Hammerschmidt.

Der Begriff „Großpflege“ scheint in Anbetracht des „Kinderhauses“ zutreffend. Das Gebäude in Bungalowform aus den 1970er Jahren hat eine Gesamtgröße von 650 Quadratmetern. Hier befinden sich Büro, Küche, Kinderruheräume inklusive Säuglingsschlafraum, Waschräume sowie die Spiel- und Bewegungsräume „Lütjeland“, „Spatzennest“ und „Rasselbande“.

Der zum Kinderhaus dazugehörige Garten ist rund 700 Quadratmeter groß und mit Hecken und Bäumen eingegrenzt. Der Sandkasten stammt noch aus der Zeit, als das Gebäude ein Gemeindekindergarten war. Hammerschmidt hat den Sandkasten aufgewertet, indem sie ein „Sandlabor“ (eine Anlage zum Sieben und Matschen) installieren ließ. Auf der Wiese steht eine „Kleinkinderlandschaft“ mit Krabbeltunnel, Minirampe mit Seil und Minirutsche. Die Kinder können also kommen!