Bochum. . Die Rufe nach einer Wiedereinführung der Vermögenssteuer werden lauter. Bei Gutsituierten in Bochum stößt dies nicht nur auf Ablehnung, wenn die Voraussetzungen stimmen. Aber mit Geld gezielt Projekte zu fördern, wie etwa das Musikzentrum oder SOS-Kinderdörfer, macht ihnen offensichtlich mehr Spaß.

Wenn am kommenden Samstag die Kundgebung „Umfairteilen“ in der Bochumer Innenstadt läuft, wird auch die Forderung nach der Wiederkehr der Vermögenssteuer laut. Doch was sagen eigentlich die, die davon betroffen wären. Bochum hat schließlich 62 Millionäre und etliche Gutbetuchte. Denken wir nur an Norman Faber, der gleich fünf Millionen Euro für das künftige Konzerthaus/Musikzentrum spendete.

Zur Vermögenssteuer und damit zu einem aktuellen politischen Thema, bat er die Redaktion jedoch um Verständnis, wollte sich der als „Lotto-König“ bundesweit bekannte Bochumer nicht äußern.

Gemeinwohl ein wichtiger Faktor für die Vermögenssteuer

Als spendenfreudig gilt auch Herwig Niggemann, erfolgreicher Großhändler für Nahrungsmittel. Ein Mann, der von Allgemeinwohl nicht nur redet, sondern offensichtlich gerne gibt. Aber würde er auch Ja sagen zur Vermögenssteuer?

„Bei der Vermögenssteuer,“ sagte er spontan zur WAZ, „gilt es sehr zu unterscheiden zwischen dem betrieblichen und dem privaten Vermögen. Für Betriebe könnte das eine zusätzliche Belastung werden.“ Da müsse man darauf achten, dass nicht „die Substanz bedroht wird und der Betrieb ausblutet“, etwa dann, wenn es gilt, eine Krise zu überstehen.

„Wenn es sich um privates Vermögen handelt, wäre es vernünftig, darüber nachzudenken“, macht Niggemann den Unterschied deutlich. Und ergänzt: „Wenn es akzeptabel für das Gemeinwohl ist.“

„Wer zahlt schon gerne Steuern?“, meinte ein anderer.

Spenden außerhalb des Rampenlichts

Dann schon lieber selbst bestimmen, wie das Geld für andere angelegt werden kann. Wie es etwa das Bochumer Ehepaar Christel und Helmut Darmstadt tut. Beide mit Doktortitel, sie eine gefragte Kunsthistorikerin und Kirchenretterin, er langjähriger Rechtsdezernent der Stadt Bochum. Während andere gern mit ihren Spenden in die Medien drängen, sind die Darmstadts (nicht steinreich, aber vermögend) da ganz anders.

Erstmals erfuhren wir, dass sie seit 40 Jahren SOS-Kinderdörfer unterstützen. In Kolumbien und Paraguay. Zur Zeit sind es fünf Häuser für 50 Kinder und zehn Betreuerinnen. Vor einigen Jahren gründeten sie noch eine Stiftung, um Höherqualifizierungen von Kindern aus SOS-Kinderdörfern zu finanzieren. Außerdem fördern sie im Rahmen eines Uni-Programms zwei Studierende mit kurdischer und indischer Herkunft.