Bochum. .
In unserer Stadt gibt es mehr arme Kinder als im bundesweiten Durchschnitt. Die optimistischen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit über sinkende Kinderarmut gelten für Bochum nur eingeschränkt.
Die Kinderarmut ist zwischen 2006 und 2011 im Bundesdurchschnitt um 13,5 Prozent gesunken. Das heißt, weniger Kinder unter 15 Jahren leben in Hartz-IV-Familien oder kinderreichen Familien mit geringem Einkommen.
Für Bochum verzeichnet das Jobcenter im gleichen Zeitraum einen Rückgang armer Kinder von nur 3,2 Prozent, so Sprecher Johannes Rohleder.
Viele Faktoren
Damit liegen Bochum nicht nur weit unter Bundesdurchschnitt, sondern hinkt auch deutlich dem NRW-Durchschnitt von minus 7,9 Prozent hinterher. Konkret: In Bochum lebt jedes vierte Kind unter 15 Jahren in Armut. Zu den Ursachen für diesen Zustand möchte sich Rohleder nur ungern äußern. „Es ist ein Gemengelage an Faktoren. Alles was ich jetzt sagen würde, wäre Spekulation.“
Den Versuch zu erklären, warum es in Bochum mehr arme Kinder gibt, startet hingegen Werner Marquis, Sprecher der Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit: „Eine wichtige Ursache im Ruhrgebiet ist der Strukturwandel von der Montanregion hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Mehr Arbeitslose und Langzeitarbeitslose – das sind immer noch die Nachwirkungen – was eben auch mehr arme Kinder bedeutet“, so Marquis.
Kinderbetreuung ausbauen
In NRW lebten, laut seiner Angabe, 25 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger und 29 Prozent aller Familien in Deutschland mit mehr als vier Kindern. Viele Kinder seien ein Grund, dass Familien mit geringem Einkommen auf staatliche Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II) angewiesen sind.
Geeignete Gegenmaßnahmen seien vor allem am Arbeitsmarkt zu treffen, so die Einschätzung Marquis. „Die Kinderbetreuung muss ausgebaut werden. Außerdem sollten Eltern nicht automatisch vom Arbeitsprozess ausgeschlossen werden.“
Manche Arbeitgeber seien noch immer nicht bereit umzudenken und beispielsweise Teilzeitmodelle anzubieten. Viele würden nur die Probleme sehen, die Eltern einem Betrieb bringen und nicht ihre Stärken. „Langfristig können wir uns diese Einstellung nicht leisten“, mahnt Marquis.