Bochum. . Seit Dezember 2004 steht Rainer Einenkel an der Spitze des Betriebsrates von Opel Bochum. Wieder einmal gehört zu seiner Mission, die Werksschließung ab 2017 im Vorfeld abzuwenden.

Bildung zahlt sich immer aus. Ein Beispiel dafür ist Rainer Einenkel (58). Als einfacher Elektriker schaffte der Familienvater (drei Kinder) den Aufstieg zum einflussreichen Betriebsratsvorsitzenden der Bochumer Opelwerke. Ein Mann, der die Schulungen der IG Metall im Bildungszentrum in Sprockhövel zu schätzen weiß. Einer, der eher wie ein Intellektueller wirkt, aber auch Wortgewaltiges raushauen kann, wenn es gilt, den Opel-Standort Bochum zu retten. Einer, mit dem sich Politiker gern sehen lassen, warum auch immer: Wie Gabriel, Kraft, Rüttgers, Baron zu Guttenberg, Lafontaine. . .

Herr Einenkel, der Aufstieg zum Betriebsratschef einer so großen Autofirma ist nichts Geringes. Wie viel verdienen Sie im Jahr?

Rainer Einenkel: Es ist angemessen. Mein Kollege sagt: viel zu wenig. Als ich als Elektriker bei Opel angefangen habe, habe ich als Lohnempfänger fünfstellig verdient, das war noch zu DM-Zeiten. Jetzt verdiene ich immer noch fünfstellig und ich bin immer noch Lohnempfänger. Wir unterliegen dem absoluten Controlling der amerikanischen Mutter GM.

Früher waren Sie in der DKP, eines Tages nicht mehr. Warum?

Einenkel: Ich war bis 1988 in der DKP. Dann kam Glasnost, Gorbatschow und in allen kommunistischen Parteien lief die gleiche Diskussion, ob man sich an Glasnost orientieren sollte. Als die Erneuerer in der DKP damit nicht durchdrangen, hat die gesamte DKP-Betriebsgruppe von Opel die Entscheidung getroffen, aus der DKP auszutreten.

Und Sie waren dabei?

Einenkel: Ich war der Vorsitzende der Betriebsgruppe.

Sie sind in den Medien sehr präsent: Einenkel oft auf allen Kanälen. Was schätzen die Journalisten so an Ihnen?

Einenkel: Es hängt damit zusammen, dass ich mich nicht verstecke, sondern den Kontakt nach draußen suche, weil der Betrieb ein Teil der Gesellschaft ist. Es gibt ein faires Verhalten miteinander. Man weiß, dass ich versuche, korrekt zu sein. Manches muss natürlich betrieblich bleiben. Aber wenn es heißt, die Opelaner wollen Staatsknete haben, kann ich erklären: Wollen wir nicht, im Gegenteil. Und ich kann klar machen, dass bei einer Werksschließung in Bochum nicht nur 4000 Mitarbeiter betroffen sind, sondern auch 40 000 Arbeitsplätze von Zulieferfirmen.

Sie sind seit Dezember 2004 Betriebsratschef. Wie viele Opel-Chefs haben Sie schon gehen sehen?

Einenkel: Zu viele. Forster, Demand, Reilly, Stracke. Der erste, der davon prägend in Erscheinung trat, war Forster. Seitdem ist es sehr unruhig. Das gilt natürlich auch für die Vorstandsmitglieder und für die Aufsichtsratsvorsitzenden. Das ist nicht hilfreich.

Warum ist der letzte Opel-Chef Friedrich-Karl Stracke so plötzlich abgelöst worden?

Einenkel: Es wird spekuliert, er sei nicht hart genug. Aber der Geschäftsplan, in dem keine Werksschließung festgelegt wurde, war kein Stracke-Plan, der wurde mit GM gemeinsam entwickelt und diskutiert. Ich habe Vertrauen, dass Opel-Vorstand Sedran sich an die Versprechen hält. Wir lassen an unseren Verträgen nicht rütteln.

Droht ab 2017 in Bochum die Werksschließung?

Einenkel: Bis 31. Oktober laufen Verhandlungen zum Geschäftsplan. Mit der Stundung von 4,3 Prozent Lohnerhöhung war die Verpflichtung für den Vorstand verbunden, mit allen Werken über die künftige Produktion zu reden, auch mit uns. Am 11. Juli hat in Bochum das erste Gespräch stattgefunden, da war der Vorstand überrascht über unsere konstruktiven Vorschläge. Die hatten gedacht, wir schmeißen emotional was in den Raum und jammern nach Produktion. Ende August werden die Verhandlungen fortgesetzt. In Bochum. Da reden wir weiter.