Essen. General Motors sucht einen Nachfolger für den überraschend zurückgetretenen Opel-Vorstandschef Karl Stracke. Im Gespräch ist der Strategie-Vorstand des Autobauers, Thomas Sedran. Der 47-Jährige gilt als Mann der Gewerkschaften - was ihn für das Management attraktiv macht.

Wer immer nach dem Ausstieg von Vorstandschef Karl Stracke das Steuer bei Opel in die Hand gedrückt bekommt, er wird auf die Marterstrecke geschickt. Ob der neue Lenker überhaupt eigenständig den Kurs bestimmen darf oder von der Opel-Mutter General Motors (GM) ferngesteuert wird, ist unklar. Unterdessen zeichnet sich ab, dass die im Frühjahr beschlossene Kooperation zwischen GM und dem PSA-Konzern (Peugeot, Citroën) viel weitergehen wird, als die beiden kriselnden Unternehmen bislang zugeben wollen.

Keine 48 Stunden nach der Vorstellung des neuen Opel-Hoffnungsträgers, des Lifestyle-Kleinwagens Adam, verabschiedete sich Karl Stracke vom Chefsessel in Rüsselsheim und das nach über drei Jahrzehnten in Diensten von General Motors (GM). Es zeichnet sich ab, dass Stracke nach nur 15 Monaten im Amt seiner Entlassung durch die Opel-Mutter General Motors zuvorgekommen ist. Am Donnerstag war dann GM-Boss Dan Akerson extra von De­troit nach Hessen gereist, um dem glücklosen Ingenieur warme Worte mit auf den Weg zu geben. Insgesamt ein Abgang zweiter Klasse für den in der Krise glück-, aber eigentlich auch an der Krise schuldlosen Bauernsohn.

Wundern darf man sich darüber, dass einige Gewerkschaftskreise den Abgang unverhohlen begrüßten, wird doch jetzt allgemein mit einer knallharten Sanierung bei Opel im US-Stil gerechnet. Die Erklärung könnte in der Person des Kandidaten Nummer eins liegen. Der Vorstand Thomas Sedran gilt als Mann der Gewerkschaften. Das empfiehlt ihn auch für die Arbeitgeberseite angesichts der schwierigen Verhandlungen in den nächsten Wochen über Lohnverzicht und Werksschließungen. Sedran gilt als umgänglich und als Teamplayer.

Dienstag tagt der Aufsichtsrat über die Nachfolge

Solidarität mit Opel in Bochum

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    Der 47-jährige Doktor der Ökonomie genießt die Unterstützung des Betriebsrates in Rüsselsheim und der IG Metall, weil er sich verlässlich an Vereinbarungen mit der Arbeitnehmerseite gehalten habe. Im Februar wechselte er in den Opel-Vorstand, verantwortlich für das neue Ressort Operations, Geschäftsentwicklung und Unternehmensstrategien. Davor arbeitete der Augsburger bei der US-Unternehmensberatung Alix Partners. Dort entwickelte er bereits vor der existenzbedrohenden GM-Krise von 2009 Zukunftspläne für Opel. Als Sanierer hat er jahrzehntelange Erfahrung in der Autobranche, als Techniker allerdings keine.

    Nach Informationen dieser Zeitung kommt am Dienstag der Opel-Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, auf der es nur einen Tagesordnungspunkt gibt: Wer wird der neue kommissarische Vorstandsvorsitzende?

    Die Kooperation zwischen PSA und GM geht nach Erwartung von Experten weit über das Zusammenlegen des Einkaufs und die Entwicklung gemeinsamer Plattformen für neue Modelle hinaus. Nach und nach kündigt PSA seine vielen Kooperationen auf, so den langjährigen gemeinsamen Bau von Minivans mit Fiat und den Bau von Benzinmotoren mit BMW. Sinnvoll können die entstehenden Lücken nur über eine weitreichende Zusammenlegung von Aktivitäten mit Opel geschlossen werden, inklusive starkem Arbeitsplatzabbau und Werksschließungen.