Bochum. . Einhellig war der Beifall für Opels Sponsoring-Entschluss für Bochums Nachbarverein Borussia Dortmund nicht. Auch mancher Opelaner hätte das Geld lieber für Investionen in das Bochumer Werk gesteckt. Der VfL Bochum hat offenbar nicht aufgegeben, mit dem kriselnden Autobauer ins Geschäft zu kommen.
Dass Opel jetzt Borussia Dortmund sponsert, löst bei den Opel-Mitarbeitern in Bochum zwiespältige Gefühle aus. doch nicht nur dort. Das ergab eine WAZ-Umfrage zum Schichtwechsel an den Werkstoren und in der City.
Von Entsetzen bis Begeisterung reichten die Reaktionen der befragten Opel-Mitarbeiter. „Ich finde, die sollten lieber den Standort Bochum mit dem VfL unterstützen. Die 4,3 Prozent Lohnerhöhung, die sie einbehalten, fließen jetzt da rein“, sagte Opelaner Jörg, der nicht mit vollem Namen genannt werden möchte.
Andere wiederum sind hocherfreut, dass Opel nun auf der europäischen Fußballbühne repräsentiert werden soll. Vor allem jene, die sich offensiv als BVB-Fans outeten, hatten selbstredend keinerlei Problem mit dem neuen Werbegesicht namens Borussia. Ebenfalls anonym bleiben möchte ein türkischstämmiger Mitarbeiter, der die Situation diplomatisch beschrieb: „Sponsern ist doch immer gut. Ich fände es schon besser, wenn die kleinere Vereine unterstützen würden. Andererseits ist es gut, wenn Opel mit dem BVB repräsentiert wird.“
Schön für Dortmund, schade für Bochum
Auch in der Innenstadt sprach sich am Donnerstag die Sponsoring-Nachricht schnell herum. Im CityPoint trug Carsten Sziegoleit, mit Trainer Klopp bekannt, die Nachricht mit Fassung. Der Inhaber des Speisetreffs „Gutsgeflügel“, Nachfolger des legendären „Putenmanni“, bemerkte dazu:„ Das kann für Opel nur gut sein, absolut.“ Kulturdezernent Michael Townsend, der gerade etwas Luft am Husemannplatz schnupperte: „Schön für Dortmund, schade für Bochum.“
An der „Drehscheibe“ hängt jetzt wieder das, was die Herzen der Bochumer VfL-Fans höher schlagen lässt. Da, wo zwischenzeitlich ein Plakat des Deutschen Fußballmeisters manchem Bochumer missfiel, prangt jetzt in Blauweiß ein Plakat mit der Inschrift „Unsere Stadt - unser Verein - VfL Bochum 1848“.
Soweit so gut, doch bei vielen macht sich Unmut breit über die Amtshandlung des frisch berufenen Opel-Chefs Thomas Sedran. „Meine erste Reaktion darauf war Unbehagen. Hier soll das Werk schließen, viele Arbeitsplätze sind in Gefahr und da wird investiert“, so Norbert Wallich (55).
Der überzeugte VfLer Dieter Baar (47) kann seine Empörung kaum verbergen: „Das geht gar nicht. Ich habe das erst überhaupt nicht geglaubt. Jetzt ist das Image von Opel in Bochum noch bescheidener als sonst schon. Das ist kontraproduktiv.“
In Standort statt in Werbung investieren
In der Bochumer Innenstadt, wo naturgemäß seltener BVB-Fans unterwegs sind, bewertete kaum einer der befragten Passanten diese Entscheidung als gut: „Opel sollte in den Standort Bochum investieren und nicht in Werbung. Die sollten mal Ruhe in den Laden bringen. Dann laufen die Geschäfte auch wieder, der BVB hilft da nicht weiter“, riet Thorsten Hebrock (38).
Der VfL Bochum, war zu hören, hat übrigens nicht die Hoffnung aufgegeben, mit Opel ins Sponsoring-Geschäft zu kommen und hat dem Autobauer ein Konzept vorgelegt. Auch wenn die Spieler mit Netto-Reklame auflaufen und die Stadtwerke Premiumpartner sind, haben sie Opel nicht vergessen - sie nahmen kürzlich an der Großkundgebung gegen Werksschließung teil.