Bochum. . Den plötzlichen Rücktritt von Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke nimmt Rainer Einenkel, Betriebsratschef von Opel Bochum, zum Anlass, Ruhe einzufordern, damit die Firma besser in die Zukunft geht und man wieder von den Opel-Autos spricht und nicht von drohenden Werksschließungen.
„Wir brauchen Ruhe“, mahnt Rainer Einenkel angesichts der jüngsten Vorgänge bei Opel. Für den Betriebsratschef der Bochumer Werke kam der Rücktritt von Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke offensichtlich ebenso unerwartet wie für andere auch. „Ich kann das nicht bewerten“, bemerkte er kurz dazu. „Ich verstehe, dass er unter heftigem Druck stand, aber die Belegschaft steht unter einem noch größeren Druck. Seinen Rücktritt nehme ich zur Kenntnis und respektiere das.“
Ansonsten hoffe er, „dass wir schnell wieder in ruhige Fahrgewässer geraten.“
Dass Stracke mit seinem Sanierungsplan bei der Opel-Mutter General Motors in Detroit in Ungnade gefallen war, sei nicht eben schlüssig. Der sogenannte „Stracke-Plan“ sei am 12. Juni im Verwaltungsrat von GM genehmigt worden, inklusive des Zusatzes, dass keine Werksschließungen beschlossen werden.
"Opel ist ein wichtiger Bestandteil für GM"
„Wir erwarten, dass der neue Opel-Vorstand die begonnenen Gespräche weiterführt und die Vorschläge sachlich prüft“, teilte Einenkel am Freitag in einer Info der Belegschaft mit. Diese Gespräche, bei denen es um die Zukunft der Werke und der Marke gehe, hatten übrigens schon am 11. Juli in Bochum begonnen. „Der Bochumer Betriebsrat hat viele konstruktive Vorschläge zur Sicherung des Bochumer-Werkes vorgelegt“, scheut Einenkel in diesem Fall kein Selbstlob.
Natürlich werde man darauf achten, dass bestehende Zusagen und Verträge eingehalten werden. Dabei wiederholt Einenkel sein Credo: „Opel ist ein wichtiger Bestandteil für GM und Opel-Bochum ist ein wichtiger und unverzichtbarer Teil von Opel.“ Und: „Opel-Bochum ist nachweisbar das produktivste, effektivste und flexibelste Werk in Europa“ - zumindest unter den GM-Werken.
"Eine unsinnige, bekloppte Rechnung"
Aber der langjährige Betriebsrat weiß auch, dass es Kräfte in Detroit gibt, die gern ein großes Opel-Werk schließen würden, um mit einem Schlag wirksam die Überkapazität zu drosseln. Einenkel nennt das „eine unsinnige, bekloppte Rechnung“, eine Logik, von der man sich schleunigst verabschieden sollte.
„Eine erneute Diskussion über Werksschließungen würde Belegschaften und Autokunden weiter verunsichern“, ist er überzeugt, „und hätte nachweisbar einen nicht reparablen Imageschaden und weitere Marktverluste für die Marke Opel zur Folge.“
Entscheidend für die Belegschaft werde sein, „dass der dringend notwendige Wachstumskurs umgesetzt wird und keine Kahlschlagpolitik erfolgt“. Nach wie vor drängt der Betriebsratschef darauf, dass General eine Öffnung der außereuropäischen Märkte für die Opel-Modelle zulässt. Dann hätte auch das Bochumer Werk eine bessere Zukunft.