Bochum. Bochumer zeigen Solidarität mit Opel: 3000 Menschen haben am Dienstagabend gegen das drohende Aus des Opel-Werkes in Bochum protestiert. Unter den Protestlern der Aktion „Bochumer Künstler für Opel“ waren auch der Schauspieler Armin Rohde und der Autor Frank Goosen.

An einem lauen Sommerabend versammelten sich am Dienstag laut Polizeiangaben 3000 Menschen vor dem Schauspielhaus, um bei der Kundgebung „Bochumer Künstler für Opel“ Flagge zu zeigen. Unter dem fordernden Motto „Die Arbeit bleibt hier!“ sprachen (nicht nur) BO-Künstler wie Armin Rohde, Frank Goosen oder Hennes Bender den Opelanern und ihren Familien ihre Solidarität aus.

Party und Protest gingen bei diesem vom Schauspielhaus auf die Beine gestellten Solidaritäts-Event Hand in Hand. Punkt 19.30 Uhr stöpselten Thomas Anzenhofer, Torsten Kindermann und die Schauspielhaus-Band die Instrumente ein – die Nummer, die sie intonierten („I won’t back down“ von Tom Petty), passte schon vom Titel her zum inhaltlichen Anspruch des Abends: „Wir werden - hier in Bochum - nicht zurückstecken!“

"Bochum muss eine lebenswerte Stadt bleiben"

Ähnlich kämpferisch äußerten sich Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel und die Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller. „Opel ist nicht nur wichtig für Bochum, sondern für die ganze Region“, betonte Scholz. Einenkel warf der Opel-Führung und dem GM-Direktorium eine „kranke und perverse Geschäftspolitik“ vor - angesichts der Tatsache, dass die Schließung des Opelwerks mindestens 500 Millionen Euro kosten dürfte. Müller bekundete den Opelanern die Solidarität der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi: „Wir sind bei Euch, wenn Ihr uns braucht!“

Die Manifestation des Zusammenstehens, des Miteinanders aller in Bochum war denn auch der Impetus, mit dem Intendant Anselm Weber und Schauspielhaus-Dramaturgin Sabine Reich die Kundgebung in den letzten Wochen vorbereitet hatten. „Die Kunst gemeinsam mit Opel für die Stadt, das ist unsere Motivation“, sagte Weber, der betonte, es gebe in Bochum, neben Opel, „eine Vielzahl von Problemen“ zu lösen. „Wir Künstler wollen nicht abseits sehen, sondern zeigen, dass wir alle zusammen daran arbeiten müssen, dass Bochum eine lebenswerte Stadt bleibt“. Starker Applaus war ihm sicher, ein Applaus der nur noch beim Kurzauftritt von Armin Rohde getoppt wurde: „Bochum, ich häng’ an Dir!“ brüllte der gefragte Mime am Ende seiner Ansprache derart beseelt ins Mikrofon, dass es eine Art hatte.

Aufgekratzte Stimmung

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© Ingo Otto

„Wir wissen genau, wie eng alles in der Stadt voneinander abhängt. Wenn wir uns dem stellen sollen, müssen wir für eine soziale Stadt eintreten. Keiner wird alleine weiter existieren“, so Sabine Reich. Kindertagesstätten gegen Kultur auszuspielen, das sei nicht der richtige Weg.

Nach den künstlerischen Vorstellungen, zu dem eine musikalische Einlage der BoSy-Bläsergruppe („Glückauf, der Steiger kommt!“), eine Szenenfolge aus „Die Grönholm-Methode“ durch das Prinz Regent Theater und ein von Maja Beckmann und Raiko Küster eindringlich gespielter Ausschnitt aus dem Fallada-Sozialdrama „Kleiner Mann, was nun?“ zählten, gab’s noch ‘was zu gucken. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Doku „Opel – Chronik eines Schicksalsjahres“ gezeigt. Ein Jahr lang hatten die Grimme-Preisträger Ulrike Franke und Michael Loeken im Rahmen des Schauspielhaus-Projekts „Next Generation“ den Alltag der Auszubildenden im Opel-Werk II mit der Kamera begleitet und sie dabei nach ihren Wünschen und Erwartungen gefragt. Was erhoffen sich diejenigen von der Zukunft, deren Arbeitsleben schon am Anfang ungewiss ist?

Der Abend vor dem Schauspielhaus brachte Opel-Arbeiter, Gewerkschafter, Bürger, Politiker und junge Künstler wie die Rapper von X-Vision oder den Poetry Slammer Sebastian 23 zusammen; Parteien also, die sich sonst eher nicht so häufig begegnen. Entsprechend aufgekratzt war die Stimmung: Wer weiß, vielleicht steht Bochum ja wirklich erst am Anfang eines umfassenden Dialogs, in dessen Verlauf sich eine Stadt gemeinschaftlich darüber verständigt, was sie für ihre Bürger sein will.