Hamburg. . Der Opel-Aufsichtsrat berät heute über eine Neuaufstellung. Ein Kernpunkt dabei ist die Zukunft des Opelwerks in Bochum. Denn die Aufsichtsrats-Mitgleider beraten über einen sogenannten Ringtausch. Und der könnte dazu führen, dass in Bochum kein Modell mehr produziert wird.

Der Aufsichtsrat von Opel hat am Donnerstag mit den Beratungen über einen Neustart der angeschlagenen GM-Tochter begonnen. Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke wollte dem am Stammsitz in Rüsselsheim unter Leitung von GM-Strategiechef Stephen Girsky tagenden Gremium einen Plan präsentieren, mit dem er den chronisch defizitären Traditionsautobauer in bessere Zeiten führen will.

Durch hohe Investitionen in neue Modelle soll die Marke mit dem Blitz das Kunststück vollbringen, in einem schrumpfenden europäischen Markt Anteile zu gewinnen und so eine Trendwende einleiten. Bisher gehört Opel mit Autos für den Massengeschmack neben Peugeot, Ford und Fiat zu den Verlierern der Euro-Krise und kämpft wegen des rasanten Absatzrückgangs in Südeuropa mit hohen Überkapazitäten.

General Motors hat in Europa einen Fehlbetrag von 256 Millionen Dollar

Weil die Werke kaum ausgelastet sind, häufen sich die Verluste. Alleine im ersten Quartal verbuchte General Motors (GM) im Europageschäft einen Fehlbetrag von 256 Millionen Dollar. Allerdings sind die hohen Überkapazitäten nicht der einzige Grund für die Probleme des vor 150 Jahren von Adam Opel als Nähmaschinenhersteller gegründeten Unternehmens.

Die Marke hat sich nach Auffassung von Experten zu lange auf ihre schrumpfende konservative Stammkundschaft verlassen und junge und betuchte Käufer dabei aus den Augen verloren. Ein Jahrelanger Zick-Zack-Kurs der Konzernmutter kam hinzu und sorgte dafür, dass Opel ein Verlierer-Image anhaftet.

Opel plant Geländewagen Mokka und Stadtauto Adam

Dies will Stracke ändern, indem er binnen vier Jahren 23 neue Modelle, darunter mehrere mit besonders spritsparenden Antrieben, an den Start bringt. Mit dem kleinen Geländewagen Mokka und dem Stadtauto Adam will Opel jüngere Kunden anlocken. Daneben soll ein für Opel-Verhältnisse luxuriöses Cabriolet auf den Markt kommen, mit dem man die betuchtere Kundschaft gewinnen will.

Dieser Plan soll Hand in Hand gehen mit drastischen Einsparungen bei Personal-, Material- und Entwicklungskosten. 1,5 Milliarden Euro wollen GM und Peugeot durch ihre vor Kurzem geschlossene Allianz in Europa im Jahr einsparen. Allerdings läuft die Zusammenarbeit gerade erst an. Das erste Fahrzeug auf Basis einer gemeinsamen Architektur wird für 2016 erwartet.

Um die Wende einzuleiten soll die Produktion zwischen den sechs europäischen Pkw-Werken von Opel neu verteilt werden. Den Anfang machte das Management durch die Verlagerung des wichtigen Kompaktmodells Astra ins britische Ellesmere Port und nach Gleiwitz in Polen, wodurch die Werke dort im Dreischichtbetrieb besser ausgelastet werden sollen. Das Stammwerk Rüsselsheim verliert dagegen die Produktion des Astra, soll aber Ersatz bekommen. Darüber verhandelt das Management nach Gewerkschaftsangaben derzeit mit Peugeot.

Angst, dass Opel Bochum leer ausgeht

Am Ende des Ringtauschs dürfte Bochum ohne Produktion dastehen und geschlossen werden, befürchten Arbeitnehmer. Strackes Unternehmensplan sieht kein neues Modell für das Werk in der Ruhrgebietsstadt vor, wenn dort Ende 2016 der letzte Zafira der aktuellen Generation vom Band rollt.

Entscheidungen über Personalabbau oder Werkschließungen wurden von der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag nicht erwartet. Opel verhandelt derzeit mit den Arbeitnehmern über den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2016. Im Gegenzug sollen die knapp 21.000 Opelaner in Deutschland einem Lohnverzicht zustimmen. Ergebnisse werden frühestens Ende Oktober erwartet. Allerdings dürfte an den Investitionsplänen bereits ablesbar sein, welche Fabrik eine Zukunft hat und welche nicht. (rtr)