Essen. . Die Arbeitnehmerseite stimmt im Aufsichtsrat dem Zukunftsplan des Opel-Vorstands zu. Für das Werk in Bochum gibt es keine neue Hoffnung. Denn neue Modelle werden wohl im Ausland gebaut.

Genug der düsteren Schlagzeilen, müssen sich die Manager der Opel-Mutter General Motors in den vergangenen Tagen gedacht haben. Also taten sie alles dafür, dass Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke die künftige Strategie für den Autobauer als den großen Befreiungsschlag verkaufen durfte. Die in Detroit entwickelten Schließungspläne für das Bochumer Werk standen nicht zur Entscheidung in der gestrigen Aufsichtsratssitzung. Stattdessen präsentierte Stracke einen Zukunftsplan, den auch die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat mitbeschlossen hat.

Er enthält im Wesentlichen eine Modelloffensive sowie Einsparungen in Entwicklung und Produktion durch die neue Partnerschaft mit dem französischen Hersteller PSA Peugeot Citroën. Was dies im Einzelnen bedeutet, welche Modelle wo gebaut werden und ob Opel-Modelle künftig in Frankreich entwickelt und gefertigt werden – all dies bleibt offen. GM und PSA wollen darüber noch bis Oktober verhandeln. Bis dahin Zeit gegeben haben sich auch Opel und die IG Metall, um über eine Beschäftigungsgarantie bis 2016 und Lohnverzicht zu verhandeln.

Weiter Ungewissheit in Bochum

So müssen die 3000 Beschäftigten in Bochum weiter mit der Ungewissheit leben, was sie nach 2016 erwartet. Bis dahin hatte GM den Erhalt des Werks zugesagt, allerdings deutlich gemacht, keine neuen Modelle ins Ruhrgebiet vergeben zu wollen. Zugleich wissen sie von ihrem Betriebsratschef Rainer Einenkel, dass Opel bereits die Rechnung für die Werksschließung mit 500 Millionen Euro gemacht hat. Grund für neue Hoffnung hat ihnen gestern in Rüsselsheim niemand geben können und wollen.

Strackes Wachstumsstrategie ist der neue gemeinsame Nenner zwischen Management und Betriebsrat, zumindest dem in Rüsselsheim. Konzernbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug nannte den Geschäftsplan eine „gute Basis“ für die Zukunft von Opel. Stracke sagte, das Konzept werde „Opel wieder nachhaltig profitabel machen“.

Doch wie realistisch ist das Ziel, gegen den allgemeinen Abwärtstrend im mittelpreisigen Massenmarkt Europas anzukommen?

Peugeot plant Werksschließung

Stracke kündigte an, in den kommenden vier Jahren 23 neue Modelle auf den Markt zu bringen, wobei er sämtliche Varianten vom Kombi bis zum Cabrio dazuzählt. Als Modelle genannt werden der Stadtflitzer Adam, der Kompakt-SUV Mokka und ein hochwertiges Cabrio. Für die deutschen Werke relevant ist jedoch nur der Opel Adam, der in Eisenach gebaut werden soll. Der Mokka wird von Daewoo in Korea gebaut, das Cabrio dürfte eine Abwandlung des Astra werden, der künftig in Polen und England montiert werden soll.

Gestern nicht beantwortet wurde auch die Frage, wie viel Opel noch in den künftigen Kleinwagen, Minivans und Geländewagen stecken wird. Sie könnten künftig von Peugeot/Citroën entwickelt und gebaut werden, auch der nächste Zafira. Doch die Verhandlungen der Amerikaner mit den Franzosen stehen erst am Anfang. Klar ist Stand heute nur, dass beide viel Geld durch ihre Kooperation sparen wollen und müssen. Die PSA-Autosparte rutschte 2011 in die Verlustzone und leidet immer stärker unter der Absatzkrise in Südeuropa. Opel verbuchte allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres 256 Millionen Euro Verlust.

Da beide Konzerne eine nahezu identische Produktpalette bauen, liegt es nahe, verschiedene Modelle einer Klasse künftig nur noch von einem Partner entwickeln und produzieren zu lassen. Das spart Entwicklungskosten und Personal, einige Werke könnten ausgelastet – andere geschlossen werden.

Kaum zufällig wurden gestern neue, harte Einschnitte bei PSA in Frankreich verkündet. Das erst im Februar von 200 Millionen auf eine Milliarde Euro hochgeschraubte Sparziel wurde von Konzernchef Philippe Varin erneut kassiert. Er habe die Belegschaft auf weitere Einschnitte eingestimmt, berichteten Gewerkschafter. Zudem werde die Schließung eines PSA-Werks in Paris vorbereitet.

Dazu passen bisher unbestätigte Berichte, das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim könne ab 2016 als Ausgleich für den Verlust des Astra Mittelklassemodelle von Peugeot und Citroën bauen. Im Gegenzug würde der Zafira von Bochum nach Frankreich verlagert.