Bochum. .

„Ich habe noch schnell Nachschub geholt.“ Ulrich Riediger kommt fröhlich lachend mit einer Flasche Wasser angelaufen, die er am Informationsstand der Lebenshilfe abstellt. Er ist einer von 47 geistig behinderten Bewohnern des Ulrich-Jacobowsky-Hauses. Rund um die älteste Wohnstätte der Bochumer Lebenshilfe wurde am Samstag das Sommerfest gefeiert.

Ulrich winkt seinen Freunden am Flohmarktstand zu, der einige Meter weiter aufgebaut ist und erzählt stolz von seinem Urlaub. „Ich war bis gestern in der Türkei. Da waren es fast 50 Grad.“ Pünktlich zum Fest ist er zurückgekehrt und freut sich auf den ereignisreichen Tag, bei dem alle mithelfen.

„Den Trödelmarkt hat eine Wohngruppe aus diesem Haus organisiert“, erzählt die Vorsitzende Elisabeth Marx-Köppen. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Menschen mit Behinderung sich für sich selbst und andere einsetzen.“ Im Lebenshilferat tauschen Betroffene Erfahrungen aus und helfen sich gegenseitig.

1962 wurde die Initiative gegründet

Gegründet wurde die Initiative 1962 von 12 Eltern behinderter Kinder. Mittlerweile weist die Lebenshilfe über 200 Mitglieder auf. „Es ist schön, dass wir auch Sponsoren und Ehrenamtler gewinnen, die in erster Linie nicht selbst betroffen sind. Sie sehen die Arbeit mit behinderten Menschen als persönliche Bereicherung“, freut sich die Vorsitzende, die seit 29 Jahren Mitglied in der Lebenshilfe ist.

Mittlerweile wohnen 180 Menschen mit geistiger Behinderung in den verschiedenen Häusern der Lebenshilfe. Der 27-jährige Ulrich ist seit 2008 Bewohner des Ulrich-Jacobowsky-Hauses. „Es macht sehr viel Spaß, hier zu wohnen und einfach alles ist toll“, schwärmt er. Zusätzlich werden über 100 Familien durch den Familienunterstützenden Dienst versorgt. „Zumeist sind es Studenten, die in die Familien gehen und im Alltag helfen. Sie gehen zum Beispiel mit den Kindern auf den Spielplatz, unternehmen Ausflüge oder helfen bei den alltäglichen Dingen“, berichtet Marx-Köppen.

Freude über ehrenamtliche Helfer

Die Lebenshilfe bietet zudem viele Freizeitaktivitäten wie Fußball, Theatergruppen, Tanz- oder Gestaltungskurse an. „Es ist toll, dass wir auch hier immer mehr ehrenamtliche Helfer gewinnen können, die aus reinem Interesse mit uns arbeiten“, freut sich Kai Hermann, Leiter der Kulturarbeit.

Die Theatergruppe der Lebenshilfe konnte auf dem Sommerfest direkt ihr Können unter Beweis stellen und den Besuchern eine Vorstellung bieten. Darüber hinaus sorgten zwei Tanzgruppen sowie vier Live-Bands für gute Stimmung. „Die Ruhrpottziegen sind Mitarbeiter der Lebenshilfe.

Und Anagor ist die Band eines Dienstleisters, der unsere Computer wartet. Als der Mitarbeiter von unserem Sommerfest gehört hat, bot er spontan an, auch zu spielen“, erzählt Elisabeth Marx-Köppen, erbaut über das Engagement. Auch Ulrich freut sich auf die Bands und hofft, dass das Wetter bis zum Abschlussfeuerwerk am Abend genauso gut ist wie in der Türkei.