Bochum. .

Die Beratungsstelle „Neue Wege“ rückt zum 20. Bestehen ein mit vielen Tabus behaftetes Theman in den Mittelpunkt: „Sexueller Missbrauch an und durch geistig behinderte Kinder und Jugendliche“.

Ganz gezielt wählte die Beratungsstelle „Neue Wege“ der Caritas zu ihrem 20. Geburtstag das Thema: „Sexueller Missbrauch an und durch geistig behinderte Kinder und Jugendliche“. Rund 120 Fachleute tauschten sich am gestrigen Dienstag bei einem Fachtag über neueste Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse aus.

Von Beginn an dabei ist die Leiterin von „Neue Wege“, die Dipl. Psychologin Monika Bormann. Seitdem vor drei Jahren die Beratungsstelle die ambulante Rückfallvorbeugung ausbaute, kümmern sich speziell ausgebildete Fachleute um intelligenzgeminderte Kinder und Jugendliche, die selbst zu Tätern geworden sind. „Uns ist es ein großes Anliegen, das Wissen aus der Arbeit in Behinderten-Einrichtungen mit unseren Erfahrungen zusammen zu bringen.“

Ständig steigende Fallzahl

Bormann macht deutlich, warum dieser Aspekt der Beratungsarbeit so wichtig ist. Bei rund einem Viertel aller Anfragen bei der Kinderschutzambulanz steht eine Intelligenzminderung im Hintergrund. Das therapeutische Instrumentarium, das für Menschen ohne Behinderungen angewendet würde, sei oft in diesen Fällen nicht passend.

In den letzten Jahren verzeichnet die Beratungsstelle Neue Wege eine ständig steigende Fallzahl. Im vergangenen Jahr gab es 385 Fälle, die von der Kinderschutzambulanz betreut wurden. Nur rund die Hälfte der Kinder oder Jugendlichen kommen dabei direkt in die Einrichtung. Bei der anderen Hälfte läuft der Kontakt über Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen. Um rund 226 Fälle wurde sich bei der Rückfallvorbeugung gekümmert.

In den 20 Jahren ihres Bestehens hat sich „Neue Wege“ einen weit über Bochum hin- aus reichenden guten Ruf erarbeitet. So suchen im Laufe eines Jahres Menschen aus ganz Deutschland Beratung und Hilfe in Fällen von sexuellem Missbrauch oder Übergriffen. Das weiß auch Caritasdirektor Ulrich Kemner. Der anlässlich des Jubiläums herausstellte, dass die Existenz und Bedeutung der Beratungsstelle mittlerweile von niemandem mehr infrage gestellt würde: „Man kann doch keine Menschen abweisen.“