Altenbochum. Im Goerdthof in Altenbochum fühlen sich Menschen mit Behinderungen gut aufgehoben. Große Feier zum 30-jährigen Bestehen

„Begonnen hat das Johanneswerk hier schon im Oktober 1957.“ Daran erinnerte Pastor Ingo Habenicht, Vorsitzender des Vorstands des Evangelischen Johanneswerks, bei seiner Festrede zum 30-jährigen Bestehen des Goerdthofs, das im Jahr 1982 zu einem Behindertenwohnheim wurde. Habenicht schaute dabei nicht nur zurück. Er hatte auch die Zukunft in Laer im Blick.

„Der ‘Jugendhof Ruhrgebiet’, wie unser Haus Ende der 50er Jahre hieß, war für jugendliche Flüchtlinge aus der DDR gedacht, die im Westen ein neues Leben beginnen wollten“, so Habenicht weiter. Der Jugendhof verstand sich als Eingliederungshilfe für die jungen Menschen bei der Ausbildungs- und Arbeitsuche. Mit dem Bau der Mauer im Jahr 1963 versiegte jedoch der Zustrom.

Deshalb entstand hier ab dem Jahr 1967 in Zusammenarbeit mit der Stadt eine „Anlernwerkstatt für behinderte Menschen“. Auslöser war die Einführung der Schulpflicht für geistig behinderte Kinder in NRW. „Diese Werkstatt entwickelte sich so gut, dass sie rund 15 Jahre später umziehen musste, weil sie mehr Platz benötigte“, erklärte Habenicht. Heute gibt es sie noch als „Altenbochumer Werkstätten“.

Das Ziel: eine größtmögliche Gleichstellung

Der heutige Goerdthof entstand erst dann – durch Umbau und Modernisierung – als Wohnangebot für Menschen mit Behinderungen. Das Ziel: eine größtmögliche Gleichstellung von behinderten Menschen mit anderen Bürgern – möglichst auch bei den Wohn-, Arbeits- und Freizeitbedingungen. Die ersten Leiter der Einrichtung, das Ehepaar Werner und Anneliese Danielzik, ließen deshalb von Anfang an Männer und Frauen zusammen leben. Damals ein Novum.

Innovativ mit entsprechenden Veränderungen blieb der Goerdt-hof. 1989 wurde die erste Außenwohngruppe gegründet. 1999 entstand für die Betreuung von Senioren eine eigene Gruppe, die heute von 23 älteren Menschen besucht wird. 2005 folgte die ambulante Betreuung des Goerdthofs in Bochum und 2006 in Herne. Hier werden heute 61 Menschen mit größtmöglicher Selbstständigkeit in ihren eigenen Wohnungen betreut.

Neubau an der Suntumer Straße

Die Arbeit in der Einrichtung entwickelt sich unter dem Motto „Vom Wohnheim zum Wohnverbund“ auch künftig weiter. An der Suntumer Straße entstehen deshalb nach Abriss der evangelischen Kirche (die WAZ berichtete) ein Neubau für 24 Bewohner. Habenicht: „Das heißt Abschied nehmen von großen Einrichtungen mit vielen Plätzen, um Inklusion durch kleinere Einheiten zu ermöglichen.“

Grußworte sprachen Pfarrer Johannes Ditthardt von der evangelischen Gemeinde und Diakon Christoph Göbel von der katholischen Pfarrei Liebfrauen. Martina Hickert und Thomas Dißelmeyer vom Bewohnerbeirat befanden zudem, dass sie seit Jahren gerne im Hause gewohnt haben. Martina Hickert weiter: „1982 habe ich das Haus miteröffnet.“ Seit 2010 wohnt die Frau in einer betreuten Außenwohngruppe.