Bochum. . Sein Handywerk hatte der finnische Konzern bereits 2008 dicht gemacht. Jetzt sollen die letzten verbliebenen Nokia-Beschäftigten die Stadt Bochum verlassen. Die IG Metall berichtet: Zum 30. Juni werden die Büros in der Revierstadt geschlossen.
Im Zuge seines Sparkurses verlässt der finnische Handykonzern Nokia endgültig den Standort Bochum. „Zum 30. Juni werden die Büros in Bochum geschlossen. Dann ist das Tor wirklich zu“, sagte Ulrike Kleinebrahm, die Chefin der Bochumer IG Metall, im Gespräch mit der WAZ-Gruppe. Obwohl Nokia das Handywerk in der Stadt bereits 2008 dicht gemacht hatte, seien in Bochum nach wie vor Mitarbeiter aus der Finanzabteilung beschäftigt gewesen.
Der Stellenabbau in Bochum betreffe 54 Beschäftigte, berichtete Kleinebrahm. Es habe sowohl Versetzungen als auch Kündigungen gegeben. Auch am Nokia-Standort in Ratingen seien rund 90 Stellen – vor allem im IT-Bereich – gestrichen worden.
Ein Nokia-Sprecher erklärte auf Anfrage, der endgültige Abzug aus Bochum stehe nicht im Zusammenhang mit dem am Donnerstag angekündigten Abbau von weltweit 10.000 Arbeitsplätzen. Der Umbau in Ratingen gehe auf Ankündigungen aus dem September vergangenen Jahres zurück.
IG Metall will für Standort Ulm kämpfen
Mit den in dieser Woche verkündeten Plänen des finnischen Konzerns für die Schließung des Standorts Ulm werde sich die Gewerkschaft nicht abfinden, betonte Ulrike Kleinebrahm, die für die IG Metall als Nokia-Konzernbetreuerin fungiert. „Wir geben uns mit der Schließungsankündigung nicht zufrieden und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Die Gewerkschafterin appellierte an den finnischen Konzern, seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden. „Nokia ist aufgefordert, Ersatz-Arbeitsplätze in der Region zu organisieren“, sagte sie.
Der einst größte Handyhersteller der Welt hatte einen drastischen Stellenabbau angekündigt. Diesmal sollen weltweit 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Damit hat Nokia seit Anfang 2011 den Abbau von mehr als 40.000 Stellen angekündigt. Dass es bergab geht, zeichnet sich seit einiger Zeit ab. Schon vor gut vier Jahren machte der finnische Konzern das Bochumer Werk dicht, um nach Rumänien zu ziehen. Auch diese Fabrik ist mittlerweile geschlossen. 2011 kündigte Nokia das Aus für den Standort Bonn an.
Konzern in tiefer Krise
Der einst erfolgsverwöhnte Handybauer steckt in einer tiefen Krise. Für das erste Quartal im aktuellen Geschäftsjahr legte Nokia katastrophale Zahlen vor. Der Konzern machte fast eine Milliarde Euro Verlust, der Umsatz schrumpfte im Vorjahresvergleich um 29 Prozent. Der frühere Branchenprimus wird mehr und mehr abgehängt von den Konkurrenten Apple und Samsung, die gerade bei den wichtigen Smartphones Vorreiter in der Branche sind. Auch die Nokia-Hoffnungsträger, die mit der Windows-Software ausgestatteten Lumia-Modelle, brachten bislang nicht die gewünschten Impulse.
Nokia opfert jeden zweiten der 1500 deutschen Jobs
Zuletzt zählte der finnische Konzern noch weltweit rund 53.500 Arbeitsplätze. Jetzt opfert Nokia für die Sanierungsstrategie auch knapp jeden zweiten der 1500 Jobs in Deutschland. In Ulm verlieren 730 Mitarbeiter, die in den Bereichen Forschung und Entwicklung beschäftigt waren, ihre Stelle. Nokia-Chef Stephen Elop sagte, die Einschnitte seien notwendig, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns sicherzustellen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.