Essen. . Bei einer Belegschaftszusammenkunft am Wochenende kam das Opel-Management nicht zu Wort. Für den Personalabbau bei einer Schließung des Bochumer Werks will der Konzern nach Angeben des Betriebsratschefs 500 Millionen Euro bereitstellen
Mit einem Eklat endete am Samstagmorgen die Opel-Betriebsversammlung im Bochumer RuhrCongress: Da weder Opel-Chef Karl Stracke noch Personalvorstand Holger Kimmes eine Zusage für den Erhalt des Bochumer Opel-Werks über das Jahr 2016 hinaus geben wollten, brachen die 2000 anwesenden Opelaner die Veranstaltung kurzerhand nach 90 Minuten ab. Und ließen das Management des kriselnden Autobauers sprachlos zurück: Der geplante Redebeitrag des Personalchefs fiel ins Wasser. Auch Stracke kam nicht zu Wort.
Für genug Zündstoff war schon im Vorfeld gesorgt worden. Vergangene Woche hatte die Opel-Führung Pläne für eine Schließung des Standorts Bochum in den Raum geworfen. Vor der Versammlung am Samstag bekam der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel nach eigener Aussage dafür die Zahlen auf den Tisch gelegt. „Das Management hat uns mitgeteilt, dass es 500 Millionen Euro für den Personalabbau bei einer Schließung des Bochumer Werks bereitstellen will“, sagte Einenkel gegenüber der WAZ-Mediengruppe. Doch von einer Schließung will er nichts wissen, Opel kommentierte die Zahlen für den Personalabbau nicht.
Schließung des Bochumer Werks könnte eine Milliarde Euro kosten
Einenkel geht ohnehin davon aus, dass Opel wesentlich tiefer in die Tasche greifen müsste, wenn das Bochumer Werk tatsächlich dichtgemacht wird. „Rechnet man die allgemeinen Schließungskosten und die Sanierungskosten hinzu, kommt man auf rund eine Milliarde Euro“, erklärte er und schob deutliche Worte der Kritik nach: „Was ist das für eine perverse und kranke Politik, eine Milliarde zu zahlen, wenn man angeblich klamm ist? Das Geld sollte man besser in die Modellpolitik und in die weitere Produktion in Bochum stecken.“ Einenkel betonte, dass das Werk im Ruhrgebiet die höchste Auslastung unter den deutschen Opel-Standorten habe und als einziges einen Gewinn einfahre.
Bei der Betriebsversammlung habe er das Management daher um ein klares Bekenntnis zu Bochum gebeten. „Ich habe gefragt: Können Sie uns die richtige Antwort geben, ob die Schließungspläne zurückgenommen werden und wir neue Modelle für die Produktion bekommen?“, so Einenkel. „Als Reaktion habe ich Kopfschütteln erhalten. Da machte es keinen Sinn, die Versammlung fortzuführen, nur um eine nette Rede zu hören, was wir für ein tolles Werk sind.“
Sitzung des Aufsichtsrats am 28. Juni soll Klarheit bringen
Der Abbruch der Veranstaltung stieß dagegen beim Opel-Management auf Unverständnis. „Unsere Geschäftsführung ist der Einladung nach Bochum zur Betriebsversammlung gefolgt. Wir bedauern, dass wir nicht die Chance bekommen haben, unser Wort an die Belegschaft zu richten“, hieß es gegenüber der WAZ-Mediengruppe.
Trotz der ablehnenden Haltung, sich für den Erhalt des Bochumer Werks auszusprechen, setzt Einenkel weiterhin auf Verhandlungen, „aber nicht mit dem Messer an der Kehle“. Dafür nennt er auch einen Stichtag: den 28. Juni. An diesem Datum kommt der Opel-Aufsichtsrat zusammen. „Wenn dann kein Schließungsplan für Bochum zum Beschluss vorlegt wird, können wir weiterreden.“ Und wenn dies doch geschieht? Dazu wollte sich Einenkel nicht äußern, wie Proteste – etwa in Form von Streiks – gegen das Aus des Werks aussehen könnten.