Bochum. Dem Verwaltungsrat von General Motors wird am Dienstag der Geschäftsplan vorgelegt, in dem es um die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel geht. Auch die Bochumer Opelaner sind gespannt - schließlich wird ihr Werk immer wieder mit einer möglichen Schließung in Verbindung gebracht.

Am Montag trugen sie einen der Großen von Opel zu Grabe: Hans Reppel, jahrelang 2. Betriebsratsvorsitzender der Bochumer Opelwerke und danach noch als Ratsmitglied der SPD politisch unterwegs, war letzte Woche gestorben - am 26. Juni wäre er 70 geworden. „Ein streitbarer Mensch, nicht im negativen Sinne, ein angenehmer sympathischer Mensch“, so sah ihn Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel voller Anerkennung.

Am selben Tag widmete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ dem „Niedergang von Opel“ einen vierseitigen Bericht. Schlagzeile: „Chronik eines angekündigten Todes“. Es stelle sich die Frage, „ob die Traditionsmarke Opel überhaupt noch eine Zukunft hat, nachdem (der Mutterkonzern) GM in Europa seit über einem Jahrzehnt Verluste einfährt“.

Die Zukunft der Bochumer Opel-Werkes

Genau davon ist am Dienstag die Rede, wenn der Verwaltungsrat von General Motors in Detroit zum wiederholten Male darüber grübelt, wie es mit Opel weitergehen soll. Und wenn ja, ob und welche Werke dabei auf der Strecke bleiben könnten.

Bochum, als Opel-Standort in vielen Medien mal wieder mit dem Stigma des aussichtsreichsten Schließungskandidaten behaftet, blickt daher angemessen sorgenvoll weit nach Westen, wo GM-Boss Dan Akerson ein neues Sparkonzept für das europäische Opelgeschäft vorlegen will, um endlich das Jammertal der tiefroten Bilanzzahlen zu verlassen.

„Wir sind ja nicht dabei“, bemerkte Opel-Betriebsrat Rainer Einenkel zur Detroiter Zusammenkunft unstreitig. „Wir vermuten, dass die Mutter heute entscheidet, wie die Finanzierungsmöglichkeiten aussehen.“ Auch „Entscheidungen, wie wir uns aufstellen können“. Und ob Opel endlich seine Fahrzeuge auch jenseits von Europa verkaufen kann - in Indien beispielsweise oder in China. Oder ob die Opelwerke in Deutschland auch den Chevrolet produzieren dürfen, um die Standorte zu festigen.

Auf jeden Fall rechnet man jetzt mit gewissen Vorentscheidungen, weil der neue Geschäftsplan am 28. Juni dem Opel-Aufsichtsrat vorgelegt werden soll.

„Wir hoffen auf kluge Entscheidungen“, sagt Einenkel im Hinblick auf Detroit und natürlich erst recht im Hinblick auf den Fortbestand des Bochumer Werkes.

Das brauche sich, was die Autos anlange, keineswegs zu verstecken. Aus einer GM-internen Qualitätsliste weiß der Betriebsratschef, wo die Bochumer stehen: ganz oben. „Der schlechteste Platz war mal Platz 2.“

Ganz anders das Schwesternwerk im englischen Ellesmere Port, die den Astra Sportstourer baut. Da heiße es, Autos, die von den Engländern montags und freitags gefertigt werden, solle man lieber nicht kaufen, weiß Einenkel. Sie bauen schlechte Autos, habe er gesagt. Als er das zur Sprache gebracht hatte, habe Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke „nicht widersprochen“.

Streckt Rüsselsheim die Hand nach dem Zafira aus? 

Auf die englischen Opel-Kollegen ist der Bochumer Betriebsratsvorsitzende offensichtlich nicht gut zu sprechen. Drei Jahre Lohnstopp und Verzicht auf viele tarifliche Leistungen wie Nachtschichtzulagen - mit diesen Zugeständnissen habe sich Ellesmere Port im Alleingang den Fortbestand sichern wollen, ungeachtet aller Solidaritätsappelle unter den Opel-Werken, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen.

Mit der Produktion des Siebensitzers Zafira Tourer stehe Bochum im übrigen glänzend da: In Vergleichstests mit VW und Ford landete der Zafira auf Platz 1. Und konnte binnen Jahresfrist 117 Prozent Marktanteile hinzu gewinnen, ergänzte Einenkel. Trotzdem brauche das Bochumer Werk auch künftig eine zweite Marke, um zu überleben.

Doch streckt nicht das Opel-Stammwerk Rüsselsheim insgeheim die Hand nach dem Zafira aus?

„Diese dumme Diskussion, dass der Zafira nach Rüsselsheim geht, ist unrealistisch und unwirtschaftlich“, sagt der Betriebsratsboss energisch. Für die Zafira-Produktion müsste Rüsselsheim nach interner Schätzung für 100 Millionen Euro umbauen. Selbst wenn ab 2015 die Hessen den Zafira bauen sollten, würden sie nur die „Auslaufkurve“ des jetzigen Modells erhaschen. Das mache wenig Sinn. Aber: „Wir passen auf, damit nichts klammheimlich geschieht.“

Doch sicher ist sicher: Am Montag hatte Einenkel noch einen Termin - mit dem Weihbischof.