Bochum. .

Etwa sechs Meter lange schwarze Tücher spannten Werksschutzleute noch kurz vor der Betriebsversammlung auf. Solchen Sichtschutz nutzen Feuerwehrleute oder Sanitäter gern, um etwa Schwerstverletzte oder Tote vor den Blicken neugieriger Paparazzi zu verbergen. Jemand murmelte am schmutzigen Zaun vor Tor 4 etwas vom Trauerflor. Fakt ist, dass bis in die 80-er Jahre hinein die Bergleute schwarze Fahnen hissten an ihren Fördergerüsten. Aber nur zum ganz besonderen Anlass: Wenn der Deckel auf den Pütt kam und es wieder mal hieß: Schicht am Schacht.

Schallwellen ließen sich nicht halten

Mit Sicherheit weitaus profanerer Natur dürften die Absichten der Opel-Werksleitung gewesen sein. Sie erinnerten sich wohl an den Besuch des damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, der vor Jahren bei ähnlich kritischer Lage an gleicher Stelle sprach. Da klappte die Übertragung nach draußen prima – auch bildmäßig.

Solidarität mit Opel in Bochum

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    Doch die Schallwellen ließen sich nicht in der riesigen Werkshalle halten. Besonders die zum Teil wütenden Beiträge von genau 19 Opel-Mitarbeitern trugen bis vor das Tor. Männer und Frauen waren es, aus Eisenach, Rüsselsheim und Bochum, die zum Teil mit überschlagender Stimme ihren Frust hinauspressten: „Hier kein Wort zu sagen, das ist ‘ne Frechheit“, rief jemand.

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    Harald Geide stand wie die Journalisten auch vor dem Werk, dabei wollte er drinnen sein. Denn Geide war kein Journalist. Bis 2006 noch war er selbst Opelaner, zuletzt als Betriebsrat: „Ich bin erschüttert und traurig.“ Er ist gekommen, weil ehemalige Kollegen ihn angerufen haben, seine Solidarität zu zeigen, das muss er jetzt draußen tun.

    "Tor auf, Tor auf"

    Draußen genau wie das wohlorganisierte Grüppchen ein paar Meter weiter, das mit kämpferischen Slogans und nur beim ersten Blick sanfter Gitarrenklänge einer Revolution das Wort redet. Es ist eine Splittergruppe, die gern vom Streik spricht und mit „Tor auf, Tor auf!“ Einlass verlangt.

    Auf der Pressekonferenz später geht Einenkel sehr wohl darauf ein: „Wir wollen eine gemeinsame Lösung oder es gibt gar keine“, sagte er überlegt. Aber, ob und wann die Arbeit niedergelegt werde, entscheide der Betriebsrat gemeinsam mit der Belegschaft und niemand sonst. Es sei eben töricht, GM jetzt Argumente gegen Bochum frei Haus zu liefern, jetzt wo im Dreischichtbetrieb das Werk vollausgelastet brummt.