Essen.. Das Treffen von General-Motors-Manager Stephen Girsky mit den Ministerpräsidenten von Bundesländern mit Opel-Standorten war zumindest ein Anfang. Unklar bleibt allerdings, wie Detroit über Bochum entscheiden wird.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zuweilen beflügelt Reise- und Konferenztätigkeit dieselbe. Beobachter jedenfalls werten das Treffen des General-Motors-Vize Stephen Girsky mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Opel-Standorten vorsichtig als ermutigendes Signal für die deutschen Werke, die teilweise unter hoher Unterauslastung leiden.

Immerhin, so war zu hören, hat es noch keine Vorentscheidung gegen einzelne Standorte gegeben, auch nicht gegen das Werk Bochum, dem bei einer möglichen Verlagerung der Zafira-Fertigung nach Rüsselsheim das Aus droht. Entscheidend allerdings ist letztlich der Verwaltungsgrat von GM, der bis zum 12. Juni eine Entscheidung möglicherweise auch über die Standorte treffen will. Und dort herrscht eben immer noch ein Management vor, das sich mehr an Gewinnmargen ausrichtet denn an Technologien und Produkten.

Einiges spricht für die Ernsthaftigkeit der Gespräche

Für die Ernsthaftigkeit der Gespräche zumindest aus Girskys Sicht sprechen zweierlei Punkte: zum einen der Versuch, das Treffen frei von öffentlichen Vorfestlegungen zu halten. Deshalb wollten die Beteiligten das Gespräch geheim halten. Zum anderen hat das Treffen in der Frankfurter IG-Metall-Zentrale unter Beisein des Vorsitzenden Berthold Huber stattgefunden, womit klar ist, dass die zweitgrößte Gewerkschaft Deutschlands das Thema zu ihrem macht. Dem Vernehmen nach hat das geballte und geschlossene Auftreten der vier Bundesländer gemeinsam mit der IG Metall dann doch Eindruck bei Girsky hinterlassen. Das Signal: Deutschland ist nicht Amerika, auch nicht England.

Sowohl Politik als auch Gewerkschaft haben dem Manager deutlich gemacht, so hieß es am Donnerstag in Kreisen der Beteiligten, dass ein Rückzug aus dem Land des Automobilbaus nicht geräuschlos abläuft. Zudem werde man kein Ausspielen der Bundesländer und Werke gegeneinander zulassen. Eine Strategie, mit der GM im britischen Ellesmere Port erfolgreich war und Lohnzugeständnisse im Gegenzug für den Zuschlag der bisherigen Rüsselsheimer Astra-Produktion aushandelte. Desweiteren wurde auf negative Folgen für den Absatz von Opel-Modellen in Deutschland verwiesen, sollte es zu Werksschließungen kommen. Insbesondere in NRW liegen die Opel-Verkaufszahlen über dem Durchschnitt.

„Es besteht die Vermutung, dass mit Absicht falsch gerechnet wurde“

Nachdem das Treffen durch die WAZ Mediengruppe öffentlich geworden war, gaben sich alle Seiten offen. Ein Opel-Sprecher nannte das Gespräch konstruktiv. Die Regierungschefs haben die Bitte bei Girsky platziert, auch Wachstumsstrategien zu prüfen, um alle Standorte zu erhalten. Das könnten neue Modelle sein oder die Fertigung von Chevrolets.

Während sich alle Werke und Bundesländer einig sind, dass sie gleichermaßen betroffen sind von der schlechten Absatzlage bei Opel, so steht doch die Gefahr für das Bochumer Werk mit gut 3000 Mitarbeitern und weiteren rund 40 000 betroffenen Jobs bei Zulieferern besonders im Blickpunkt. Betriebsratschef Rainer Einenkel schrieb denn auch nach der Entscheidung zur Verlagerung des Astra vor wenigen Tagen einen geharnischten Brief an Girsky. Eine „rechtmäßige Information“ von Betriebsräten, Aufsichtsräten und Gewerkschaften habe es nicht gegeben.

Und: „Es besteht die Vermutung, dass mit Absicht und falschen Zahlen falsch gerechnet wurde, um bei GM eine mögliche Schließung von Bochum oder anderer Werke zu rechtfertigen“, heißt es in dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Gemeinsame Gespräche über einen Wachstumsplan würden verweigert. Immerhin: Gespräche gibt es nun, ob auch über eine Wachstumsstrategie, bleibt abzuwarten.