Bochum. . Der Bau des neuen Justizzentrums rückt Immobilien in der Nähe zum Ostring in ganz neues Licht. So ist zum Beispiel die Stadtbadgalerie an der Massenbergstraße bei Anwälten und Beratungsunternehmen plötzlich sehr beliebt.

„Wir haben die Stadtbadgalerie innerhalb eines Jahres mit Top-Mietern fast voll vermietet können“, sagt Christian Hansmann von Brockhoff & Partner. Für die letzte Fläche mit 297 Quadratmetern gebe es gleich mehrere Interessenten. Die neuen Mieter sicherten sich Flächen, um dem künftigen Justizstandort nahe zu sein. Dabei, so Hansmann, reicht die Kapazität gar nicht aus: „Wir können nicht alle Anfragen bedienen.“

"Wer jetzt nicht investiert, hat verloren"

Die Stadt hat aktuell ihren eigenen Büromarktbericht erstellt. Ulrich Storch von der Wirtschaftsförderung: „Rund um den Bahnhof ist eine Entwicklung zu beobachten. Und es wird sich noch viel tun, plant der BLB doch ein Bürogebäude für Justizdienstleister neben dem Gerichtskomplex.“

Ganz anders die Situation rund ums aktuelle Gerichtsviertel: auch dort haben sich Anwälte und Notare niedergelassen; inzwischen aber seien die Ansprüche gewachsen, viele wollten sich verbessern, suchen repräsentative Immobilien. Hansmann: „Das Problem ist, dass das Areal an der Viktoriastraße durch diesen Investitionsstau inzwischen als abgewertete Lage gilt.“ In zwei, drei Jahren könnte der Standort mit Blick auf die geplante großflächige Einzelhandelsnutzung wieder an Bedeutung gewinnen. Doch die Hausbesitzer ringsum dürften nicht den Anschluss verpassen: „Wer jetzt nicht investiert, hat verloren.“

Wenige Stellplätze

Eine Einschätzung, die die Wirtschaftsförderung nicht teilt. Storch: „Ich glaube nicht, dass schon eine enorme Verlagerung stattfindet. Wir warten jetzt das Bieterverfahren für das Viktoriaquartier ab. Entscheidend wird sein, welche Nutzungsarten vorgeschlagen werden. Daran wird sich orientieren müssen, was ringsum passiert, ob Wohnen, Hotel oder Dienstleistung.“

Die beliebtesten Büroadressen liegen nach wie vor in der Innenstadt bei stabilen Mietpreisen. Indes gibt es mittlerweile Leerstände. „Eigentlich“, so sagt Hansmann, „würde der Bestand ausreichen, um dem steigenden Bedarf zu genügen. Doch darunter sind zu wenig qualitativ hochwertige Flächen.“ Ein weiteres Manko: „Die geringe Zahl an Stellplätzen hält so manchen Interessenten davon ab, Büroflächen anzumieten.“

Insolventes "Go First"- Fitnessstudio

Neuwertigere Gebäude mit besserer Ausstattung und genügend Parkplätzen befinden sich dagegen in Randlagen. Gefragt ist die Universitätsstraße-Süd, vor allem bei der Software-, Gesundheitsbranche und bei Weiterbildungsträgern.

Das Essener Unternehmen Brockhoff & Partner vermietet und verkauft vor allem auch einzelhandelsgenutzte Immobilien. So gut die Stadtbadgalerie mittlerweile als Büroadresse fungiert – beim Einzelhandel gab es immer wieder Rückschläge, zuletzt durch die Insolvenz des Fitnessstudios „Go First“ in der vergangenen Woche. Gerüchte darüber, dass sich weitere Mieter wieder verabschieden wollen, weil die Lage dem Einzelhandel nicht zuträglich sei, halten sich hartnäckig und werden ebenso zurückgewiesen. „Wir erstellen ein neues Konzept mit dem Eigentümer. Für die Flächen im Basement verhandeln wir mit zwei größeren Anbietern. Es tut sich wieder etwas.“