Bochum. .

Wo eigentlich seit Anfang Juni der Abbruchbagger dröhnen sollte – am künftigen Justizzentrum am Ostring – herrscht gespenstische Stille. Und das hat seine Gründe. Es gibt offenbar Meinungsverschiedenheiten zwischen Stadt und dem Bau- und Liegenschaftenbetrieb des Landes (BLB). Nach WAZ-Informationen geht es darum, wer die Kosten für den aufwändigen Erhalt der historischen Fassade des Gymnasiums zu stemmen hat.

Der Streit um diesen „Schwarzen Peter“ hat bereits Konsequenzen: Um mindestens drei Monate verschiebt sich der Beginn der Abrissarbeiten auf dem riesigen Gelände im Dreieck zwischen Ostring, Scharnhorststraße und Bahntrasse. Es geht nicht um einen Pappenstiel. Immerhin rund 100 Millionen Euro sind veranschlagt, damit der preisgekrönte Entwurf des Architektenbüros Hascher & Jehle umgesetzt werden kann.

Für die Stadt zumindest ist der Sachverhalt völlig klar: „Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass Teile des Gymnasiums erhalten bleiben sollen“, sagt Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch. Zu Einzelheiten der derzeit laufenden Verhandlungen mit dem Land wollte er jedoch nichts sagen.

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Helmut Heitkamp, BLB-Niederlassungsleiter in Dortmund, betont dazu, dass „die städtischen Gremien erst im September entscheiden wollen“. Daher habe er den ursprünglich für Anfang Juni ins Auge gefassten Abrissbeginn auf dem bereits dem Land gehörenden Grundstücksteil verschoben. Die Ausschreibung für die Abrissarbeiten erfolgt jetzt im Paket.

Harte Verhandlungen zwischen Stadt und Land

Grundsätzliche Einmütigkeit bestehe allerdings über Verkäufe und Erwerb von Grundstücken, so Stadt und BLB im Gleichklang. Die Verträge seien nach harten Verhandlungen unterschriftsreif.

Zum Hintergrund: Nach der sehr emotional geführten Debatte um das Gymnasium, entschloss sich die Verwaltung, zumindest die historische Fassade zu erhalten, um so ein Stück der Bau- und Schulgeschichte Bochums zu dokumentieren. Offenbar beißen aber die aufwändigen Sicherungs- und Integrationsarbeiten des alten Baukörpers in das neue Objekt ein gehöriges Stück aus dem ohnehin schon etwas mager gewordenen Kapital-Kuchens für den Neubau.

Für den Baukörper des ehemaligen Gymnasiums besteht kein Denkmalschutz. Doch der bis 1892 errichtete Bau gilt als eines der wenigen innerstädtischen Gebäude, welches das Flächenbombardement des 2. Weltkriegs (wenn auch mit Schäden) überstanden hat.

Für den CDU-Wirtschaftsexperten im Rat, Roland Mitschke, zeigt der aktuelle Konflikt, „dass im Vorfeld der Verhandlungen die Daten wohl verbindlich festgelegt worden sind“. Noch viel gravierender als dieses Kuddelmuddel seien jedoch die möglichen Konsequenzen für die künftige Innenstadtentwicklung. „Was passiert nun auf dem Justizareal an der Viktoriastraße?“, fragt Mitschke. Denn bereits vor mehr als einem Jahr hatte der CDU-Politiker dazu im Rat den Sachstand abgefragt. Da gab die Stadtverwaltung in ihrer Antwort noch den Mai 2011 als Baubeginn für das neue Justizzentrum an.

Für den Stadtbaurat besteht derzeit kein Grund zur Aufregung, geschweige denn, über den Terminplan nachzudenken. „Ich sehe da genügend Spielräume.“ Zur Erinnerung: Bis Mitte 2014 soll der neue Komplex fertiggestellt sein. Erst dann können die Gerichte und Behörden die Umzugskartons packen.