Bochum. . Beherzt greift er in seinen schwarzen Plastikeimer, formt aus dem Mehl-, Maden-, und Maiskörnergemisch einen tennisgroßen Ball und wirft ihn behänd ins trübe Nass. Seit zwei Stunden sitzt Michael Slomka am Ruhrufer, wartet auf einen guten Fang.

Die Tiere sind heute mal wieder „verdammt anspruchsvoll“. Barsche, Hechte, Zander, Lachse, Brassen, Barben und sogar Flusskrebse tummeln sich mittlerweile wieder in dem heimischen Gewässer, „alle sehr schmackhaft“, bestätigt auch Frank Neuberg, Vorsitzender des Angelvereins Ruhr (ASV).

Von wegen Regenwurm

Wer aber meint, die Beute ließe sich mit einem profanen Regenwurm bezwingen, der irrt gewaltig: Tutti-Frutti, Lebkuchen und Knoblauch heißen die Dips, abgefüllt in kleinen Tiegelchen, die der Angler von heute bei sich trägt, um den Köder zu verfeinern. „Fischen ist weit mehr, als bloße Nahrungsbeschaffung, da sind sich Slomka und seine Kollegen des ASV einig.

Beißt ein Süßwasserexemplar nach langem Warten endlich an, muss es „waidgerecht behandelt werden“, betonen die Profis. Will heißen: Zu kleine Fische landen direkt wieder in der Ruhr. Hechte und Zander genießen im April Schonzeit. Echte Treffer betäubt der Angler mit einem Schlag auf den Kopf, anschließend muss der Fisch mit einem gezielten Herzstich getötet werden.

Tipps vom Profi

„Aufbewahren sollte man das Tier in einem Akku-Kühler oder einer Baumwolltasche, nicht im Tuppertopf – und daheim zwölf bis 24 Stunden lagern. Sonst zerfällt er in der Pfanne in 1000 Teile“, verrät Neuberg aus seiner Erfahrung ein kleines Anglergeheimnis.

Einmal monatlich treffen sich die Mitglieder des Vereins, bringen ihre „Beute“ mit: Aale, Forellen aus dem Sauerland, Barsche und Welse verarbeiten die Profiangler über dem lodernden Feuer. Sehr grätige Fische, wie etwa die Brassen, werden durch den Fleischwolf gedreht und zu Fischfrikadellen verarbeitet.

Begrabener Lachs

„Ansonsten korrespondieren Basilikum, Dill und Thymian am besten mit Fisch“, sagt Neuberg. Forellen reibt der Hobbykoch mit einem Salz/Zuckergemisch ein (50 zu 50), gibt ein paar Zweige Dill dazwischen und wickelt das Fleisch fest in Glasfolie ein. Anschließend mit einem Stein oder einem Küchengerät beschweren, und vier Tage lang im Kühlschrank ruhen lassen. Heraus kommt köstlicher „Graved Lachs“ aus der Ruhr, deren Wassergüte derzeit übrigens bei zwei liegt. „Also wenig, bis mäßig belastet“, so Neuberg.

Auch der biologische Kreislauf funktioniert hier seit etlichen Jahren wieder hervorragend: Die kleinen Tierchen ernähren sich von den Algen, und wachsen prächtig, das kommt wiederum den größeren Fischen zugute.

Welse fressen Enten

„Die Welse in unserer Region erreichen eine Länge von bis zu zwei Metern“, erzählt Angler und Vereinsmitglied Tobias Meyer, zückt sein Handy und präsentiert das Foto eines Prachtexemplars. „Da macht sich so mancher Hundebesitzer gar keine Gedanken drüber.“

Nicht selten werden sogar Enten von ausgewachsenen Welsen verspeist. es besteht überhaupt kein Zweifel: Der Bio-Kreislauf funktioniert an der Ruhr bestens . . .
Übrigens: Im Frühjahr bevorzugen die Fische als Köder eher fruchtige Aromen, im Winter herzhafte. Brassen mögen eher Süßes, Karpfen, die manchmal bis zu drei Tage brauchen, bevor sie anbeißen, lieben es herzhaft – bei jedem Wetter. Vor jedem Angelausflug sollte der Angler eine Woche lang jeden Abend eine Futterspur legen, natürlich an einem geheimen Ort. Das lockt die Fische an.