Bochum/Legden.

Diese 75.000 Mark haben sich gelohnt: Bochumer Angler frönen ihrem Hobby an einem vereinseigenen See im Münsterland. Binnen zehn Jahren wurde das Grundstück zu einem kleinen Paradies für Naturfreunde hergerichtet.

„Damals haben sie uns belächelt: als ,Verein ohne Wasser’.“ Vorstandsmitglied Günter Röder setzt ein breites Grinsen und einen frischen Kaffee auf. „Heute“, sagt der 76-Jährige, „sind wir einmalig: als einziger Bochumer Angelklub mit eigenem Gewässer.“

Legden, Kreis Borken, tiefstes Münsterland. Grüne Wiesen. Sanfte Höhen. Satte Felder. Der erweiterte Vorstand des Angelsportvereins (ASV) Bochum 1965 ist zusammengetreten. Rund 90 Kilometer entfernt von daheim. Und doch zu Hause. Hier, in dem 6800-Seelen-Ort nahe der holländischen Grenze, besitzt der ASV ein Grundstück samt See. Den Legdener See.

Früher waren es fast ausschließlich Opelaner

Gestandene Herren meist jenseits der 70 blicken mit funkelnden Augen auf das funkelnde Blau. „Davon konnten wir früher nur träumen“, weiß Karl-Berthold Schulz, ebenso wie Günter Röder und Manfred Sattler Gründungsmitglied des ASV. In den ersten 13 Jahren mussten die Petri-Jünger (fast ausschließlich Opelaner) ihrem Hobby am Rhein-Herne- oder Wesel-Datteln-Kanal frönen. Erst Ende der 70er konnte ein See bei Lippstadt gepachtet werden. „Stets jedoch hatten wir das Ziel, ein eigenes Gewässer zu kaufen“, erinnert sich Geschäftsführer Roland Patruck.

1988 bot sich die Chance. In der Fachzeitschrift „Fisch und Fang“ entdeckten die Bochumer ein Inserat einer Baufirma, die ein 4,3-Hektar-Grundstück in Legden samt Baggersee im Zuge eines Konkursverfahrens offerierte. Beim Bau der A 31 war das Gelände als Lager genutzt worden.

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75.000 DM sollte das Areal kosten. Der Haken: Der ASV hatte nur 25.000 DM angespart. Da traf es sich gut, dass Vorstandsmitglied Wilhelm Ruland Direktor der Westfalenbank war und beste Verbindungen zur Kreditabteilung pflegte. „Der Kollege staunte zwar: ,Einen See hab’ ich noch nie beliehen.’ Wenig später konnte der Verein aber über die 50.000 Mark verfügen. Die damals 300 Mitglieder waren eine ausreichende Sicherheit“, blickt der Ex-Banker zurück.

Kleines Paradies für Naturfreunde

Fortan wurde rege an und in der Bochumer Enklave im Münsterland gearbeitet. Binnen zehn Jahren wurde nicht nur der Kredit abgezahlt, sondern das Grundstück zu einem kleinen Paradies für Naturfreunde hergerichtet. In Eigenarbeit bepflanzten die Mitglieder das anfangs kahle Ufer mit Eichen, Weiden, Eschen, Erlen und Wildkirschen (der Kreis Borken leistete Zuschüsse für die Aufforstung). Gespeist durch den nahen Fluss Dinkel, wurden die 3,8 Hektar Wasserfläche u.a. mit Hechten, Karpfen, Forellen und Barschen besetzt. Am Zuweg errichteten die Angler eine gemütliche Hütte mit Küche, Klo und Schlafplätzen. „Alles selbst gezimmert und installiert“, betont Sozialwart Herbert Wörenkämper (71).

Saison ist das ganze Jahr; reger Betrieb herrscht zwischen Mai und Oktober. Am Wochenende, gern auch unter Woche reisen die Bochumer in ihr Refugium, schlagen Zelte auf, bringen die Ruten Anschlag, genießen die Ruhe und freuen sich über manch fetten Fang. Der Bestand hat sich gut entwickelt. Neulich hang ein 1,43 Meter Wels am Haken. „Und es gibt hier noch größere Prachtexemplare!“, strahlt Paul Krautwurst, mit kernigen 96 Jahren ältester Angler des ASV, „vielleicht sogar in ganz Bochum“.

Das Dorf Münsterland ist nur wenige hundert Meter entfernt

Zu drei vereinseigenen Veranstaltungen im Jahr setzt der Klub einen Bus ab Laer und Riemke ein. Stets am 3. Oktober werden Vertreter aller 13 Bochumer Angelvereine willkommen geheißen. Auch zu den Klubs und Bürgern in Legden hat der ASV freundschaftliche Bande geknüpft. Der Chef der Kläranlage ist inzwischen Vereinsmitglied und analysiert regelmäßig die Wasserproben aus dem See. „Ergebnis: Trinkwasserqualität“, sagt Günter Röder.

Dass auch jüngere Petri-Jünger ihr Herz für Legden entdeckt haben, liegt am Natur-Erlebnis, aber auch an einer Unterhaltung anderer Art: Der Party- und Flirttreff „Dorf Münsterland“ ist nur wenige hundert Meter entfernt. Dass auch hier am Wochenende reiche Beute gemacht wird, ist kein Anglerlatein...