Bochum. Hier, im Land der Gartenzwerge, an der Laube mit der Nummer 17, da verkommt nichts, nicht das kleinste Bisschen. Ein Hobbygärtner freut sich auf die Ernte: „Alles handgemacht.“
Auf dem linken Feld wachsen die Kartoffeln, auf der rechten Seite seines Kleingartens hat Artur Kappel in dieser Saison Bohnen, Möhren und Kaps angepflanzt. „Für den Eigengebrauch“, sagt der 72-Jährige und blickt zufrieden auf sein Gewächshaus, in dem der frische Blattsalat seine grünen Blätter zeigt und die Tomaten bald reif sind. „Alles handgemacht.“
Der Rentner und seine Frau Hiltrud gehören noch zu jenen, die ihre komplette Ernte des Gärtchens am Schmechtingwiesental in der heimischen Küche verarbeiten, oder wie Artur Kappel es nicht besser sagen könnte: „Wir gehören noch zum alten Schlag.“
"Immer so viel, wie wir gerade brauchen"
Was er damit meint ist, dass er zur Nachkriegsgeneration gehört, die über neu aufgelegte Ablaufdaten von Lebensmitteln oder Diskussionen über Bioware nur müde lächeln kann. „Wir essen noch immer die Kartoffeln der letzten Ernte“, sagt Kappel und zeigt mit seinen großen Arbeiterhänden auf den kleinen Lagerraum der Laube. Fast täglich transportiert der Naturfreund im Körbchen seines Fahrrads die frischen Lebensmittel nach Hause. „Immer so viel, wie wir gerade brauchen. Daheim wird es ja nur schlecht.“
Die Ware landet anschließend direkt im Kochtopf. Gegessen wird immer pünktlich um halb eins, und zwar echte Bioware, garantiert ungespritzt, darauf kann sich Familie Kappel verlassen. Was es heute gibt? „Schnibbelbohnen aus der Tiefkühltruhe, noch vom letzten Jahr.“
Das Kochen, „das übernimmt meine Frau“, sagt Kappel bescheiden. Dennoch kann sich die Frau des Hauses bei der Verarbeitung der Ernte hin und wieder auf ihren Mann verlassen. Spätestens im Herbst, wenn es um die Zubereitung des „frisch Aufgesetzten“ geht. Was man dafür braucht? Eine leere Glasflasche mit Korkverschluss, ein Päckchen Kandis, eine Flasche Wodka.
Mehr als 30 Einmachgläser stehen im Keller
„Der von Aldi ist am besten, weil der komplett geruchlos ist und so den Geschmack der Früchte annimmt“, weiß der Fachmann. Und natürlich frisches Obst aus dem Garten: Vorzugsweise die leckeren Himbeeren, deren zarte Pflanzen schon jetzt am Holzzaun neben der Laube ranken. „Ziehen lassen, den Rest erledigt die Zeit von allein.“ Und noch ein Tipp hat Kappel gleich parat: Schmeckt der Schnaps zu süß, gehört noch etwas Alkohol drauf.“
Auch die Pflaumenvariante sei nicht zu verachten. Vor zwei Jahren erntete das Ehepaar Kappel stolze 28 zehn Liter Eimer. Das war dann selbst für die Eigenversorger zu viel. „Das meiste davon verschenkten sie – an Nachbarn, die Kinder, oder an Freunde. “ Süßkirschen, Äpfel, Kürbis: alles weckt Familie Kappel ein oder verarbeitet es zu Marmelade. Im Keller daheim stehen über 30 Einmachgläser, die in den nächsten Jahren verzehrt werden können. „Wir schmeißen nichts weg.“
"Ich könnte auch gar kein Tier schlachten"
Auf den Supermarktbesuch können sie dennoch nicht verzichten. Immerhin gehören neben Rote Beete nach einem echten ostpreußischen Rezept von Frau Hiltrud und Zucchini süß-sauer auch Königsberger Klopse zu seinen Lieblingsspeisen. Das Schwein dafür, das steht ja nun einmal nicht im Kleingarten. „Ich könnte auch gar kein Tier schlachten“, sagt der Pflanzenfreund. Doch gerne geht er nicht in die Läden und wenn, „dann nur mit dem Zettel, wo alles draufsteht.“ Muss ja auch nicht: Draußen, in den freien Natur, ist es eh viel schöner.
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