Bochum. Käse ist nicht gleich Käse: Der Bochumer Karsten Buhr verkauft 300 verschiedene Sorten an seinen Käsetheken an der Wittener Straße. der Bio-Käse kommt gut an - auch bei so mancher Fernseh-Prominenz.
Nein, das ist doch Dietmar Bär, der Freddy Schenk vom Kölner Tatort. Das sei nicht ungewöhnlich, winkt Karsten Buhr (54) ab. Auch Armin Rohde und Hennes Bender kauften regelmäßig im Bioladen ein.
Karsten Buhr betreibt unter dem Namen „Chieese“ beeindruckende vier Käsetheken im Biokauf an der Wittener Straße. Seine Kunden haben eine Auswahl von insgesamt 300 Sorten milder bis würziger Bio-Gaumenschmeichler aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch.
Allein 27 der 42 französischen Käsesorten mit AOC-Siegel gehören zum Sortiment. Das AOC-Siegel (Appellation d’Origine Contrôlée) zeigt an, dass der Name auch die Herkunft des Produkts verrät. Camembert etwa kommt immer aus der Normandie.
Mondscheinkäse wird nach dem Mondkalender hergestellt
Neben europäischen Klassikern liegen Spezialkäse wie der Wilde Bernd, der mit Dinkelkorn und Eichenrinde verfeinert ist. Der Mondscheinkäse hingegen wird nach dem Mondkalender hergestellt und mit Vollmondwasser eingerieben – Esoterik par exellence.
Tatort-Kommissar Dietmar Bär, der seinen Käseeinkauf beendet hat, wirkt weniger esoterisch. Seine Gründe für den Kauf von Bio-Käse klingen eher handfest: „Ich will, dass es schmeckt und die Tiere gut gehalten werden. Ich habe ein besseres Gefühl dabei. Es schmeckt ehrlicher“, sagt der Schauspieler.
Mit dem Schwarzen Peter, einem mittelalten Gouda, überzeugt Karsten Buhr gerade seine Stammkundin Cornelia Dreps (47). „Ich möchte keine chemischen Zusätze, sondern nur Käse schmecken“, begründet sie ihre Vorliebe für Bio-Käse. Auch für Buhr selber ist die Freiheit von Chemie ein Hauptargument für die Bio-Variante.„ Das Brutalste finde ich ist, dass konventioneller Käse oft mit Natamycin (E235) behandelt wird, um Schimmel vorzubeugen. Das Mittel wird auch gegen Fußpilz eingesetzt und ist noch unter der Rinde fingerbreit nachweisbar“, schaudert es den Fachmann.
Schlachten ohne Stress
Die Fleischtheke nebenan ist das Revier von Hans-Georg Gläser (43). Der Fleischermeister schlachtet die Tiere selbst und erklärt, warum Bio-Fleisch seiner Ansicht nach besser schmeckt.
In konventionellen Betrieben würden etwa Schweine häufig auf Spaltböden gehalten. Zwischen den Beton- oder Holzleisten sickere die Gülle durch, so dass die Tiere in dem Dreck lebten. Der Geruch werde über die Hautporen der Tiere aufgenommen. „Das Fleisch hat dann diesen herben Schweinegeschmack, obwohl Schwein eigentlich ein ganz zartes, feines Aroma hat“, erklärt Gläser.
Achtung vor den Tieren
Er stellte in den 90er Jahren auf Bio-Betrieb um. „Ich habe für mich erkannt, dass ich es nur so weitermachen kann.“ Die Achtung vor der Kreatur sei für ihn das Wichtigste. „Bei mir kommt jedes Tier einzeln in die Tötungsbox. Kein anderes Tier bekommt davon etwas mit.“ Demzufolge verändere sich bei Bio-Fleisch der Geschmack nicht durch das Stresshormon Adrenalin. „Die Qualität des Fleisches erkennt der Verbraucher daran, dass es fester ist, etwas dunkler und beim Braten in Form bleibt“, so Hans-Georg Gläser.
Auch Kunden bestätigen die gute Qualität. Marianne Wienemann (69) sagt: „Ich esse Bio-Fleisch aus gesundheitlichen, geschmacklichen und tierschützerischen Gründen.“ Gute Gründe für Bio-Fleisch und -Käse, die nicht nur für wohlhabende Menschen mehr wiegen als das Preisargument, versichert Karsten Buhr von der Käsetheke. Auch Leute mit kleinem Budget, wie Schauspielschüler, zähle er zu seinen Kunden.