Bochum. Wer wissen möchte, was in China auf der Speisekarte steht, kann im Bochumer Maham-Imbiss authentische Gerichte der Sichuan-Küche kosten. Betreiber Jie Liang zählt Chinesen aus dem ganzen Ruhrgebiet zu seinen Kunden. Auch Deutsche und Türken trauen sich immer öfter an die unbekannten Speisen heran.

Nichts gegen den Chinesen an der Ecke. Die knusprig gebratene Entenbrust in süß-saurer Soße ist ein gern genommener Klassiker. Doch mit chinesischer Küche hat dieses Gericht wohl nicht ganz so viel zu tun.

Jie Liang (33) vom Maham-Imbiss an der Dorstener Straße sagt: „In China gibt es knusprige Enten- oder Hähnchenbrust in der Art gar nicht.“

Wer wissen will, was in China wirklich auf der Speisekarte steht, der kann in Liangs Imbiss von der Sichuan-Küche kosten. Sie zählt neben der Peking- Shanghai- und Kantonküche zu den vier bekanntesten Regionalküchen Chinas.

Die Speisen zeichnet oft eine besondere Schärfe aus. Sie entsteht durch verschiedene Gewürze wie Chili, weißem Pfeffer und chinesischem Blütenpfeffer.

Der hierzulande völlig unbekannte Blütenpfeffer besteht aus den getrockneten Beeren der Stachelesche und gibt vielen Sichuan-Speisen ihren unverwechselbaren Geschmack. Die Schärfe ist ungewohnt herb, fast betäubend. Laut einer Legende schenkten sich einst Verliebte kleine Beutel mit Blütenpfeffer.

Viele Chinesen sind Stammgäste

Liang bringt das Gewürz gern direkt aus China mit. „Der Blütenpfeffer, der hier zu bekommen ist, hat nicht so ein intensives Aroma“, erklärt er.

Doch auch wer dem scharfen Essen nicht so zugetan ist, kann die Sichuan-Küche kosten. „Gong Bao Ji Dingh“ beispielsweise ist ganz unkompliziert: süß-saure Hähnchenbrust mit Champignons, Gemüse und Erdnüssen.

Liang zählt viele Chinesen zu seinen Stammgästen. Yang Yang (31) und Hua Offenberg (45) sind heute extra aus Essen und Witten gekommen, um hier zu speisen. Das Lieblingsgericht der beiden Frauen ist „Shui Zhu Yu“. Das ist eine scharfe Fischsuppe, die ihr intensives Aroma durch Rösten der Gewürze erhält.

„Die Suppe essen wir nicht auf. Sie ist zu ölig, aber macht den Fisch würzig und zart, den picken wir heraus“, erklärt Offenberg. Sie selber gehe freiwillig nie zum herkömmlichen China-Restaurant, „nur, wenn deutsche Freunde unbedingt möchten“, gesteht sie.

Nicht allein Chinesen schätzen die Sichuan-Speisen von Liang. „Es kommen viele Studenten und Lehrende der Ostasienwissenschaften von der Ruhr-Uni. Aber auch Türken, die ja gerne würzig essen, sind Kunden“, sagt Liang.

Auch Standardspeisen im Angebot

Manch einer traue sich allerdings erst gar nicht, die Speisen zu probieren. Viele Gäste fänden die Speisekarte mit bunten Bildern der Gerichte schön, wählten dann aber doch von der gewohnten Karte. „Es ist schwer, den Geschmack der Leute zu verändern“, meint Liang. Deshalb bietet er in seinem Imbiss auch viele Standardspeisen wie Hühnerfleisch mit Chop-Suey und Peking Ente an.

Für Lukas Spreti (9) kommt die klassische Ente süß-sauer heute auf jeden Fall wieder in Frage. An den Gurkensalat nach Sichuan-Art mit einem raffiniertem Dressing traut sich der Junge dann aber doch heran, erzählt sein Vater Johannes Spreti (46). Der Bankkaufmann kombiniert den Gurkensalat hier gern zu rotem Schweinebauch mit Wachteleiern. Berührungsängste mit den für Deutsche exotischen Speisen hat er nicht: „Ich war früher häufiger in Südostasien. Außerdem habe ich eine gute Kritik über den Imbiss gelesen“, erzählt er.

Liangs Konzept scheint aufzugehen. So eröffnete er im Februar sein neues Restaurant San Chuan in Duisburg-Rheinhausen. Auch dort serviert er Gerichte mit betörendem Blütenpfeffer.