Bochum. .
Mit dem Frühling steigt die Sonneneinstrahlung und damit auch die Lust, etwas für den Körper zu tun. Ganz vorn steht der Wunsch, ein paar Kilo abzunehmen, was sich die Diätindustrie alljährlich zunutze macht.
„Unser Körper hat was gegen Diäten“, sagt Roswitha Damek, Ernährungsberaterin im Augusta-Krankenhaus. Das liegt an unseren Genen: „Unsere Vorfahren mussten für schlechte Zeiten bunkern können. Der Körper hat dadurch die Fähigkeit zu speichern, um später davon zehren zu können. Heute aber leben wir im Schlaraffenland.“ Und genau deshalb seien Diäten gefährlich, sagt die Bochumerin: Es stellt sich der Jo-Jo-Effekt ein, die verlorenen Kilos sind nach der Diät nicht nur wieder auf den Hüften, sondern noch ein paar extra.
Pizza zur Belohnung
„Wenn jemand abnehmen will, hilft nur, die Ernährung umzustellen. Dazu muss zunächst der Ernährungsalltag durchleuchtet werden, um Defizite aufzuspüren.“ Da gibt es etwa die, die tagsüber bei der Arbeit kaum etwas essen. Abends meldet sich dann der große Hunger, der schnell gestillt werden will: Kühlschrank auf, irgendwas wird in den Mund, oder eine Pizza in den Ofen geschoben. Essen gilt als Belohnungssystem: Ich habe endlich Feierabend und nasche zur Entspannung.
Es liegt auch an der Lebensmittelauswahl: Zumeist, so Roswitha Damek, essen die Menschen mehr Fett, als der Körper braucht. Dabei gelte: „Pflanzliche Fette sind besser als tierische.“ Die 48-Jährige empfiehlt vor allem Fisch und viel Gemüse.„Leider setzt sich immer mehr die Einstellung durch, die Zubereitung von frischem Gemüse dauere zu lange.“ Konserven seien übrigens kein Ersatz, bei denen seien die Vitamine arg reduziert.
Lieber ganz verzichten
Das viel propagierte „kontrollierte Essen“ gelingt nicht jedem; ein Stückchen Schokolade, und schon soll Schluss sein? Dann lieber ganz verzichten. „Ich sage den Leuten aber, wenn der Heißhunger auf eine Nascherei zu groß wird, lieber ein bisschen zugreifen, sonst dehnt sich der Wunsch im Kopf immer weiter aus und beherrscht alles.“
Nach Ansicht der Ernährungsberaterin sei auch hier eine Umstellung möglich; „auf kleine Riegel; alles ist ja heute im XXL-Format“. Sie rät, langsam zu essen, um wieder ein Sättigungsgefühl zu spüren, mehr auf den Körper zu hören. Das, so meint sie, funktioniert nicht, wenn man beim Fernsehen und am PC mampft, „sondern nur am Tisch, damit es ankommt im Kopf“. Und noch ein Tipp, der verblüffend simpel klingt: „Oft meint man, Hunger zu haben, es ist aber Durst.“ Also: ein Glas Wasser trinken und in sich reinhorchen, ob der Körper mehr verlangt.
Menschen wissen im Grunde Bescheid
Es ist, so versichert die Ernährungsberaterin, kein Unwissen, das die Menschen zu falschen Nahrungsmitteln greifen lässt. „Ich erlebe immer wieder, dass die meisten, die etwa auch im Adipositaszentrum zu mir kommen, sich damit befasst haben und im Grunde Bescheid wissen. Es geht zunächst also eher um die Reflexion: wie esse ich.“
Dabei kann die sogenannten Ernährungspyramide hilfreich sein: die Basis sind Getränke (zwei Liter), dann Gemüse (drei Hände voll), Obst (zwei Hände), Getreide. Dann folgen Milchprodukte und Fisch (fettarmes Fleisch) und ganz oben mit den geringsten Anteilen Fette, Alkohol, Süßes. „Bei vielen Menschen steht die Pyramide komplett auf dem Kopf.“
Die größte Überzeugungskraft haben all diese Ernährungstipps in der praktischen Anwendung: „Wenn ich mit Patienten koche und sie merken: Es ist kein großer Aufwand und auch noch lecker, dann lassen sich falsche Gewohnheiten allmählich aufbrechen. Aber: Immer weniger Menschen können überhaupt noch kochen.“