Bochum. .
Immer mehr junge Menschen zieht es in die Idylle der Bochumer Kleingärten. Im Interview verrät Helmut Meißner, Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärten, den Grund dafür.
Das schöne Wetter der vergangenen Wochen zog die Kleingärtner wieder in ihre Lauben. Über den Charme der eigenen Parzelle sprach Helmut Meißner, Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärten mit WAZ-Mitarbeiterin Jimena Salloch.
Frage: „Unser Vatta is´ im Schrebbergarten“ darf ich nicht sagen, weil…?
Meißner: Korrekt heißt es Kleingarten. Zwar ist Dr. Moritz Schreber der Namensgeber. Der Mediziner widmete sich in Zeiten der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts der Förderung von Grünflächen. Sie sollten vor allem Kindern aus finanzschwachen Familien als Spielplatz dienen. Doch mit Gärtnerei hatte das nichts zu tun.
Die Kleingartenanlage als grüne Oase des „kleinen Mannes“: Trifft das heute noch zu?
In unserer Stadt zieht es vor allem immer mehr junge Menschen mit Kindern in die Gartenanlagen. Viele von ihnen sind Akademiker. In den Kleingartenanlagen Bochums finden sich alle Berufsschichten wieder. Vom einfachen Arbeiter bis hin zu Doktoren.
Was war Ihre Motivation, einen Kleingarten zu führen?
Ich wollte einen Ort haben, an dem ich mal nicht erreichbar bin. In der heutigen Zeit eine echte Seltenheit.
Aber man lebt hier doch keineswegs anonym?
Nein, das nicht. Man muss als Kleingärtner schon eine gewisse Liebe zum Vereinsleben mitbringen und sich in die Gemeinschaft eingliedern können. Sonst kommt man nicht zurecht. Wer lediglich zum Grillen am Wochenende seine Laube aufsucht, der ist fehl am Platz.
Davon ab: Welche Vorschriften muss der Kleingärtner beherzigen?
Ein Drittel der Parzelle muss gärtnerisch genutzt werden. Dazu gehören etwa Kartoffeln, Kohl oder Wirsing. Doch auch das Kräuterbeet oder ein Teich zählen dazu. Da gab es früher oft Diskussionen, weil viele Kleingärtner lieber Zierblumen pflanzten. Doch das hat sich längst geändert. Der Trend geht ganz klar wieder dahin, so viel Obst und Gemüse wie möglich anzubauen.
Woran liegt das?
Die Leute, vor allem die Jüngeren, sind sehr gesundheitsbewusst und wollen wissen, was bei ihnen auf dem Teller landet. Beim heimischen Anbau können sie sich sicher sein, dass sie echte Bioware für einen kleinen Euro essen.
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Was kostet eine Parzelle?
Das Teuerste an der Parzelle ist die Laube. Aber auch jede Blumenzwiebel, jeder Grashalm und jeder Baum wird vor der Neuverpachtung von einem Bewerter überprüft. Anschließend ermittelt der Bewerter eine Höchstsumme, für die der Garten weitergegeben werden darf. Diese liegt im Schnitt bei 3000 Euro.
Jeder, der also bereit ist, 3000 Euro zu zahlen, kann Pächter werden?
Keineswegs. Über den Nachfolger entscheidet allein der Vorstand. Der Altpächter kann zwar einen Nachfolger für seine Parzelle vorschlagen, mehr aber auch nicht.